Werder-Fans "The Wheelers": Bei EM auf Tour

Ein Fahnenmeer von rund 300 Flaggen begrüßt und begleitet die deutsche Männer-Nationalmannschaft auf dem Weg zum Home Ground in Herzogenaurach. Der DFB hatte im Vorfeld Amateurvereine aus ganz Deutschland, aber auch Fanclubs, Städte und Gemeinden sowie Klubs aus anderen Sportarten dazu animiert, mit dem Einsenden von Fahnen ihre Unterstützung für das DFB-Team für die Europameisterschaft in Deutschland zu symbolisieren. An der Aktion beteiligten sich auch "The Wheelers" - ein Fanclub des Bundesligisten SV Werder Bremen.

Dabei hatten der 1. Vorsitzende Frank Stobäus und die Mitglieder auf einem sehr kurzen Weg von der Idee erfahren: Nämlich über Thomas Vorberger, Betreuer des "Handicap-Fanclub Nationalmannschaft". Vorberger ist außerdem in der "Abteilung Fankultur & Antidiskriminierung" des SV Werder Bremen im "Team Inklusion" tätig.

Füllkrug als Fanliebling

"Thomas wohnt auch selbst in Bremen, daher sehen wir uns unter anderem bei Heimspielen von Werder regelmäßig", so der 56 Jahre alte Frank Stobäus im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Ich war zunächst von der Aktion überrascht. Es stand aber schnell fest, dass wir auch als Fanclub eines Bundesligisten ein Zeichen dafür setzen wollen, dass wir hinter der Nationalmannschaft stehen und an eine erfolgreiche Europameisterschaft im eigenen Land glauben."

"Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der es in den Stadien noch keine Rolli-Plätze gab"

Zu den Lieblingen der insgesamt 41 Mitglieder des Fanclubs, der sich besonders für Menschen mit Handicap einsetzt, zählt dabei unter anderem Niclas Füllkrug. "Alleine schon wegen seiner Werder-Vergangenheit", so Stobäus. Füllkrug hatte sich schon als 13-Jähriger den Bremern angeschlossen und durchlief bei Werder bis zu den Profis alle Nachwuchsteams. Nach Zwischenstationen beim 1. FC Nürnberg (2014 bis 2016) und Hannover 96 (2016 bis 2019) wurde der aktuelle Angreifer von Borussia Dortmund während seiner zweiten Zeit in Bremen (2019 bis 2023) deutscher Nationalspieler.

Füllkrug und Co verfolgen einige "The Wheelers"-Mitglieder während der Europameisterschaft dabei aus nächster Nähe. Nach den Bundesliga-Auswärtsspielen des SV Werder, bei denen sonst das Fanclub-Banner im Einsatz ist, war eine Reisegruppe des Fanclubs - darunter auch Frank Stobäus - jetzt bei allen Gruppenspielen der deutschen Nationalmannschaft vor Ort.

"Es läuft bislang sehr gut. Die Leistungen in den Vorrundenspielen haben mir gut gefallen. Frühzeitig für das Achtelfinale qualifiziert zu sein, war eine schöne Sache. Wir werden auf jeden Fall versuchen, auch für die weiteren Runden an Tickets zu kommen - was bei der Kartenvergabe der UEFA und dem begrenzten Kontingent für Fans mit Handicap allerdings nicht ganz einfach wird", hofft Frank Stobäus, der auf einen Elektro-Rollstuhl angewiesen ist, auf das nötige Glück.

Fortschritte für Menschen mit Handicap

Seit der Gründung des Fanclubs "The Wheelers" im Jahr 2003 sieht Stobäus Fortschritte im Angebot für Menschen mit Handicap. "Ich kann mich noch an eine Zeit erinnern, in der es in den Stadien noch keine Rolli-Plätze gab", so Stobäus. "In dem Bereich kann man aber immer noch Dinge verbessern." So komme es je nach Stadion schon einmal vor, dass man auf den Rolli-Plätzen den Witterungsverhältnissen ausgesetzt ist, weil das Stadiondach in diesem Bereich etwas zu kurz ist.

Auch weiterhin werden sich "The Wheelers" und der Verein "Handicap Fanclub Fußball Nationalmannschaft" insbesondere für die Interessen von Behinderten einsetzen, um diesen die Teilnahme am öffentlichen Leben zu erleichtern. Dabei spielen nicht nur sportliche Veranstaltungen eine Rolle. "Demnächst steht zum Beispiel wieder unser Saisoneröffnungs-Grillen auf dem Programm", so Stobäus.

Voraussetzungen, um dem Fanclub "The Wheelers" beizutreten oder ein Teil des "Handicap Fanclub Fußball Nationalmannschaft" zu werden, gibt es übrigens keine. Das Mitglied sollte sich aber für die Behindertenarbeit einsetzen. Damit auch in Zukunft Menschen mit Handicap Fußballspiele schöne Momente live im Stadion erleben können - wie Frank Stobäus bei den EM-Spielen der deutschen Nationalmannschaft.

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Fahne des Fanclubs: Zu sehen am deutschen Basecamp in Herzogenaurach.

Autor*in
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW