Volkan Uluc: Zum vierten Mal BAK-Trainer

Volkan Uluc ist zum vierten (!) Mal während seiner Karriere Trainer beim Berliner AK, will seinen "Herzensklub" zum Klassenverbleib in der Regionalliga Nordost führen. Der 54 Jahre alte Fußball-Lehrer war auch schon in Belgien, im Iran, in der Türkei und in Bahrain tätig. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Uluc über seine besondere Beziehung zum BAK, den Traum vom DFB-Pokal und Auslandserfahrungen.

FUSSBALL.DE: Wissen Sie, was Sie mit FC Bayern-Legende Jupp Heynckes und Schalkes Jahrhunderttrainer Huub Stevens gemeinsam haben, Herr Uluc?

Volkan Uluc: Darauf wurde ich in den vergangenen Tagen in der Tat bereits häufiger angesprochen. Es ist schon außergewöhnlich, dass man als Trainer viermal für denselben Klub arbeiten darf. Neben dieser Tatsache habe ich - genau wie Heynckes und Stevens auch - ebenfalls in mehreren Ländern Erfahrungen gesammelt.

Warum haben Sie sich erneut für die Aufgabe beim BAK entschieden?

"Es ist schon außergewöhnlich, dass man als Trainer viermal für denselben Klub arbeiten darf"

Uluc: Um ganz ehrlich zu sein: Ich hatte eigentlich überhaupt nicht vor, den BAK im zurückliegenden Sommer zu verlassen. Aber nach dem Rückzug der Familie Han, die den Verein mehr als 20 Jahre geprägt hatte, herrschte eine große Verunsicherung. Ich wäre gerne geblieben, aber es gab damals keinen Präsidenten mehr und keiner wusste, wie es mit dem Klub weitergeht. Deshalb bin ich zu UR La Louvière Centre in die 4. Liga von Belgien gewechselt. Inzwischen hat sich die Lage beim Verein geändert und ich war wieder frei. Deshalb habe ich spontan zugesagt. Die Aufgabe beim BAK ist für mich wirklich eine Herzensangelegenheit.

Obwohl der Berliner AK zu diesem Zeitpunkt sogar Tabellenletzter war, haben Sie einen Vertrag bis zum 30. Juni 2025 unterschrieben, der nur für die Regionalliga gilt. Ist das Ihre bislang schwierigste Mission beim BAK?

Uluc : Es ist wahrlich keine einfache Aufgabe. Daher sind die Erwartungen und Hoffnungen im Verein, die die mit meiner Person verknüpft sind, sehr hoch. Es wird tatsächlich bei jedem Mal schwieriger, die Ziele zu erreichen.

In Ihren bisherigen drei Amtszeiten haben Sie den Verein zweimal in der NOFV-Oberliga Nord und einmal in der Regionalliga Nordost vor dem Abstieg bewahrt. Wie sehr sind Sie diesmal vom Klassenverbleib überzeugt?

Uluc: Ich kann viel Erfahrung, Energie und Überzeugung einbringen, weil ich die Situation im Abstiegskampf sehr genau kenne. Aber jede Mannschaft hat ihre eigene Geschichte. Der aktuelle Kader ist hungrig und wissbegierig, aber im letzten Drittel vor dem gegnerischen Tor haben wir erhebliche Probleme. Mit insgesamt 14 Treffern fehlt uns in der Offensive die Durchschlagskraft, um unsere Ziele zu erreichen. Daran müssen wir dringend arbeiten.

Nur drei Tage nach Ihrer offiziellen Vorstellung holten Sie mit dem Team beim 2:1 gegen FSV 63 Luckenwalde sofort einen Sieg. Wo haben Sie den Hebel angesetzt?

Uluc: In den drei Tagen konnte ich nicht viel machen. Ich wollte eine Aufbruchstimmung im Team erzeugen. Als Trainer hofft man immer, dass die erste Ansprache neue Energien freisetzt. Ich habe versucht, dass die Mannschaft ihre Sicherheit zurückgewinnt, die Situation positiv annimmt, Haltung bewahrt und das Beste aus der verkorksten Lage macht. Das hat dann auf Anhieb recht gut funktioniert. Erreicht haben wir damit aber noch nichts.

Wie sehr nervt es, wenn man als Trainer auf die Rolle des "Feuerwehrmanns" reduziert wird?

Uluc: Ich kenne auch die andere Seite des Geschäfts, habe damals beim BFC Dynamo Aufbauarbeit geleistet, den Verein von der Oberliga in die Regionalliga geführt und als Verbandspokalsieger 2013/2014 mit dem Team im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart gespielt. Eine Mannschaft zu entwickeln und dafür zu sorgen, dass man in der Liga bleibt, ist genauso interessant wie die Arbeit an einem "Platz an der Sonne". Beides ist spannend, der Abstiegskampf allerdings weniger angenehm. (lacht)

Im Berliner Verbandspokal geht es im März gegen Titelverteidiger TuS Makkabi. Welchen Stellenwert hat diese Begegnung für den BAK?

Uluc: Wir haben ein Heimspiel, wollen eine Runde weiterkommen und uns mit einem Sieg zusätzliches Selbstvertrauen für den Saisonendspurt holen. Dazu würden wir uns vor allem die Chance erhalten, erstmals seit der Saison 2012/2013 wieder am DFB-Pokal teilnehmen zu können. Für den Klub ist der finanzielle Aspekt nicht unerheblich, würde uns sehr guttun.

Zuletzt haben Sie für den belgischen Viertligisten UR La Louviére Centre gearbeitet. Wie sehr unterscheiden sich die Spielklassen beider Länder?

Uluc: Während man in Belgien nur gegen drei oder vier Topmannschaften bestehen muss und der Rest sich eigentlich auf Augenhöhe begegnet, ist die Qualität in der Regionalliga Nordost breiter gestreut und wesentlich höher.

Sie haben auch Auslandserfahrungen in der Türkei, im Iran und in Bahrein gesammelt. Wie sehr haben die Stationen Ihrer persönlichen Weiterentwicklung geholfen?

Uluc: Die Erfahrungen, die ich im Ausland sammeln durfte, haben mich als Trainer und Menschen weitergebracht. In jedem Land gibt es ganz unterschiedliche Herangehensweisen an den Fußball. Die Beziehungen, die ich in diesen Ländern aufbauen konnte, werde ich immer stark in Erinnerung behalten. Es war immer ein angenehmes Arbeiten, das von hoher Wertschätzung geprägt war.

Gibt es eine besondere Anekdote, die Sie in diesen Ländern erlebt haben?

Uluc: Ich bin selbst türkischer Herkunft und mit der preußischen Disziplin haben viele Länder nichts am Hut. Im Iran stand beispielsweise das erste Auswärtsspiel an und wir sollten mit dem Bus zum Flughafen gefahren werden. Treffpunkt war 7.30 Uhr. Um diese Uhrzeit war ich allerdings der Einzige, der im Bus saß. Alle Sitze hinter mir waren leer. ( lacht ) Am Ende sind alle mitgeflogen, aber mit solchen Situationen muss man in einem fremden Land erst einmal klarkommen.

Am Sonntag steht das Kellerduell gegen den direkten Konkurrenten FC Hansa Rostock II auf dem Programm. Was wollen Sie von Ihrem Team sehen?

Uluc: Wir benötigen Lockerheit, eine positive Aggressivität und ein gutes Arbeiten gegen den Ball, um gegen eine technisch sehr starke Rostocker Mannschaft bestehen zu können. Wir müssen wachsam sein und in der Offensive zum richtigen Zeitpunkt unsere Nadelstiche setzen.

Sollte der Hallesche FC in der 3. Liga den Klassenverbleib schaffen, würde in der Regionalliga Nordost am Saisonende nur der Tabellenletzte absteigen. Wie sehr sind Sie aktuell auch HFC-Fan?

Uluc: In der vorherigen Saison war die Situation vergleichbar. Damals konnte sich der HFC gerade noch retten. Natürlich haben wir die Ergebnisse des Halleschen FC in der 3. Liga im Blick und drücken die Daumen. Viel wichtiger ist aber, dass wir unsere eigene Situation durch Erfolgserlebnisse verbessern.

Autor*in
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW

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