Vereinsgründer Brosch: 40 Tore in 6 Spielen!

Janik Brosch, der früher für den SV Lippstadt 08 und den SV Rödinghausen in der Regionalliga West am Ball war, gründete mit Freunden einen neuen Verein. Bei Eintracht Lemgo ist der 31-Jährige gleichzeitig Vorsitzender, Spielertrainer und Torjäger in der Kreisliga C. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Brosch über die Torjägerkanone für alle sowie einen Wechsel zwischen Profi- und Amateurfußball.

FUSSBALL.DE: Sie haben mit einigen Freunden vor wenigen Monaten den neuen Fußballverein Eintracht Lemgo gegründet. Wie kamen Sie zu dieser Idee, Herr Brosch?

Janik Brosch: Bei der Gründung einer unabhängigen Fußballabteilung stand bei uns vornehmlich der Spaß im Vordergrund. Wir wollten mit Freunden und Kumpels zusammen Fußball spielen, so wie wir es früher getan hatten. Erst wollten wir uns mit 20 Leuten gemeinsam einem anderen Verein anschließen, was aber zwangsläufig zu Komplikationen geführt hätte. Danach ist mehr und mehr der Gedanke gereift, einen eigenen Verein zu gründen. Bevor wir damit an die Öffentlichkeit gegangen sind, wurde alles über ein halbes Jahr lang in kleinen Runden besprochen und geplant. Am 3. März wurde unser Verein dann in das Vereinsregister eingetragen.

Mit welchen Schwierigkeiten hatten Sie anfangs zu kämpfen?

"Ich habe gelesen, dass der Rekord in der Kreisliga C bei 94 Treffern liegt. Ziele sollte man als Sportler immer haben und diese Marke würde ich schon gerne knacken"

Brosch: Wir haben 25 aktive Spieler und insgesamt 60 Mitglieder. Ein großes Thema war, einen passenden Sportplatz für unseren Verein zu finden. Viele Klubs wollen keine Veränderung und schrecken bei Anfragen zurück. Ein ganz besonderer Dank gilt deshalb der Stadt Lemgo, die uns den städtischen Sportplatz in Leese zur Verfügung gestellt hat. Es kommt schon mal vor, dass wir vor einem Spiel den Platz selbst abkreiden müssen.

Sie sind bei der Eintracht 1. Vorsitzender, Spielertrainer und Torjäger in Personalunion und dazu im Hauptberuf auch noch Co-Trainer bei der U 19 des SC Paderborn 07 in der A-Junioren-Bundesliga. Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut?

Brosch: Meine Woche wird in der Tat vom Fußball bestimmt. (lacht) Sollte es terminliche Überschneidungen geben, hat meine Aufgabe beim SC Paderborn 07 Vorrang. Aus diesem Grund habe ich auch erst sechs Spiele für Eintracht Lemgo absolviert. An diesem Wochenende bin ich gegen TuS Helpup II wieder dabei.

Ihre Mannschaft ist Tabellenführer, Sie führen mit 40 Treffern nach nur sechs Einsätzen auch die bundesweite Torjägerliste in der elftklassigen Kreisliga C an. Haben Sie damit gerechnet, dass es für Sie so gut laufen würde?

Brosch: Darüber hatte ich mir keine Gedanken gemacht, weil ich vorher auch noch nie in der Kreisliga C gespielt hatte. Wir nehmen jeden Gegner ernst und bereiten uns auf jedes Spiel gewissenhaft vor.

Wie viele Tore haben Sie sich vorgenommen?

Brosch: Ich habe gelesen, dass der Rekord in der Kreisliga C bei 94 Treffern liegt. Ziele sollte man als Sportler immer haben und - ohne arrogant zu klingen - diese Marke würde ich schon gerne knacken. Das hängt aber maßgeblich davon ab, wie viele Spiele ich für Eintracht Lemgo absolvieren kann.

Trotz der recht großen Überlegenheit in der Liga ging bereits ein Meisterschaftsspiel verloren. Wie war das möglich?

Brosch: Am liebsten will ich darüber gar nicht sprechen. (lacht) Wir hatten einfach einen rabenschwarzen Tag und konnten personell auch nicht in Bestbesetzung auflaufen. Das kann passieren.

Welche Ziele verfolgen Sie mit dem Verein?

Brosch: Wir wollen in den nächsten beiden Jahren jeweils aufsteigen, streben einen Durchmarsch in die Kreisliga A an. Sollte sich der Erfolg einstellen, werden wir den Kader punktuell vielleicht auf zwei oder drei Positionen verändern, ohne den Freundeskreis dabei zu schwächen.

Sie haben mit dem SV Rödinghausen und SV Lippstadt 08 insgesamt 50 Einsätze in der Regionalliga West bestritten. Heute heißen die Gegner TuS Leopoldshöhe und VfL Lieme statt Alemannia Aachen oder Wuppertaler SV. Wie kommen Sie damit klar?

Brosch: Damit habe ich überhaupt keine Probleme. Ich jammere der Zeit nicht hinterher, hatte viele schöne Jahre und weiß diese auch zu schätzen. Sobald die Kugel rollt, will man das Spiel gewinnen und Tore erzielen – unabhängig davon, ob man in der Regional- oder in der Kreisliga C kickt. (lacht)

Warum hatten Sie sich 2020 bereits im Alter von 27 Jahren vom höherklassigen Fußball verabschiedet?

Brosch: Damals wurde die Regionalligasaison wegen der Corona-Pandemie abgebrochen. Ich habe Sportmanagement studiert und mich deshalb bei einigen Profiklubs für eine Aufgabe in der Scoutingabteilung beworben. Ich wollte im professionellen Fußball Fuß fassen und der Bundesligist FC Augsburg hatte mir diese Tür geöffnet. Das war eine große Chance und wertvolle Erfahrung. Später war ich auch beim SV Sandhausen als Scout tätig und habe bei der Gegneranalyse unterstützt.

Wie kam es zur Rückkehr in die Heimat?

Brosch: Im Sommer kam die Anfrage aus Paderborn. Die Aufgabe bereitet mir große Freude. Der angenehme Nebeneffekt ist, dass ich nicht mehr ganz so viel unterwegs bin, um mir Spiele anzuschauen. Dadurch habe ich jetzt wieder mehr Zeit, auch selbst auf Torejagd zu gehen.

Was war für Sie die bislang kurioseste Geschichte in der Kreisliga C?

Brosch: Da es sich im Kreis Lemgo um eine sogenannte "Flex-Liga" handelt, spielen wir einige Partien im Neun-gegen-Neun-Modus, wenn der Gegner kein komplettes Team stellen kann. Das kannte ich vorher nicht. Auch am Wochenende wird das gegen TuS Helpup II wieder der Fall sein. Es fühlt sich komisch an, weil einfach vier Leute weniger auf dem Platz stehen. In puncto "dritte Halbzeit" hätte ich unsere Jungs schlimmer erwartet. Nach jedem Spiel steht eine Kiste Bier in der Kabine. Aber es ist nicht so, dass drei oder vier Kästen leergemacht werden. (lacht) So richtig feiern würden wir aber gerne im Sommer, wenn der Aufstieg perfekt ist. Eine Reise nach Mallorca ist auf jeden Fall schon geplant.

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Brosch: "Rekord bei 94 Treffern? Diese Marke würde ich schon gerne knacken".

Autor*in
Autor/-in: MSPW/Peter Haidinger

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