Vater und Tochter kicken gemeinsam Kreisliga
Beim SVP Fauerbach kam es am vergangenen Donnerstag zu einem Novum, als Vater und Tochter gemeinsam in einem Pflichtspiel auf dem Platz standen. Ein Ereignis der besonderen Art - Familie Nickel aus Hessen macht's möglich. Und ein noch außergewöhnlicheres Duell zweier Vater-Tochter-Duos ist bereits in Planung.
"Als ich von der Möglichkeit gehört habe, mit Antonia zusammenzuspielen, war ich direkt Feuer und Flamme und habe sofort meiner Tochter und meinem Trainer von der Idee berichtet", sagt Markus Nickel. "Väter mit Söhnen oder Brüder mit Brüdern habe ich schon häufiger zusammenspielen sehen, aber einen Vater mit seiner Tochter? Davon habe ich noch nie gehört."
Vor etwa einem Jahr erfuhr er durch Zufall davon, dass Männer und Frauen im Amateurfußball seit der Saison 2022/2023 gemeinsam auf dem Platz stehen dürfen: "Ich wollte schon seit Jahren immer mal ein gemeinsames Spiel mit meinem Sohn absolvieren, aber das hat sich leider nie ergeben. Da kam mir die Regeländerung, die es möglich macht, gemeinsam mit meiner Tochter Fußball zu spielen, sehr gelegen."
Lob von der Tochter: "Gute Pässe"
"Ich fand die Idee zwar cool, hatte aber auch Respekt vor dem Tempo des Männerfußballs - trotzdem war ich sehr motiviert"
Antonia Nickel, die normalerweise in der Frauen-Verbandsliga beim TuS Naunheim spielt, war anfangs ein wenig skeptisch: "Ich fand die Idee zwar cool, hatte aber auch Respekt vor dem Tempo des Männerfußballs - trotzdem war ich sehr motiviert." Eine Verletzung hatte die 23-Jährige zunächst ausgebremst, doch am vergangenen Donnerstag fand das gemeinsame Spiel in der Kreisliga statt.
Markus und Antonia Nickel vom SVP Fauerbach II bildeten im Lokalderby der Kreisliga C Friedberg Gruppe 1 gegen die SG Oppershofen II die Doppelsechs. "Vor dem Spiel waren wir schon sehr aufgeregt, im Spiel selbst waren wir dann aber sehr fokussiert", berichtet der 54 Jahre alte Markus Bickel. "Da ist Antonia mich auch mal angegangen für eine schlechte Aktion, hat mich aber auch gelobt für gute Pässe."
Das Auswärtsspiel vor 50 Zuschauer*innen ging für das Familien-Duo zwar mit 1:2 verloren, jedoch stand der Spaß und die Erfüllung des Traums im Vordergrund. "Ein Duell fußballerisch absolut auf Augenhöhe und eine ärgerliche Niederlage, die nicht unbedingt hätte sein müssen", resümiert Markus Nickel. "Es hat trotzdem unfassbar Spaß gemacht, mal zusammen in einem Pflichtspiel mit meinem Vater auf dem Platz zu stehen und wir sind dem Verein SVP Fauerbach und dem Trainer Andreas Kattenberg sehr dankbar dafür, dass sie solche Ideen unterstützen und dieses außergewöhnliche Ereignis für uns möglich gemacht haben", ergänzt Antonia.
Auf das Spiel vorbereitet hatten sich die beiden bei einem ersten gemeinsamen Training, das Antonia vor allem nutzte, um sich an das Tempo zu gewöhnen, aber auch, um sich mit ihrem Vater einzuspielen. Dass dieser zu Gast im Training war, ist jedoch etwas ungewöhnlich. "Mein Vater trainiert normalerweise nicht, der spielt nur", so Antonia.
Vater-Tochter-Duos im Duell?
Weitere gemeinsame Trainingseinheiten wird es wohl zur Vorbereitung geben, falls es am 5. Mai zum Vater/Tochter-Vater/Tochter-Duell kommen sollte. Wenn die SVP Fauerbach II gegen den VFR Butzbach II antritt, könnte Lisa Waschkowitz, eine ehemalige Teamkameradin von Antonia Nickel, an der Seite ihres Vaters Oliver Waschkowitz gegen das Nickel-Duo antreten. Das Zweitspielrecht von Lisa Waschkowitz, die normalerweise ausgerechnet in der Frauen-Mannschaft des SVP Fauerbach spielt, ist beantragt.
"Ich kann mir kaum vorstellen, dass es so eine außergewöhnliche Konstellation schon mal im deutschen Fußball gab", vermutet Markus Nickel. Zusätzlich wäre es auch ein Duell mit dem alten Trainer, erzählt er. Der Allrounder des SVP Fauerbach trainierte einst auch die weibliche U 14-Jugendmannschaft des Vereins, in der seine Tochter Antonia gemeinsam mit Lisa Waschkowitz spielte.
Dass Konstellationen wie diese möglich sind und Träume wie die von Antonia und Bernd Nickel in Erfüllung gehen können, ermöglicht eine Änderung der Spielordnung, durch die es der DFB den Landesverbänden seit knapp zwei Jahren ermöglicht, in Pilotprojekten gemischte Teams zuzulassen. Seit Beginn der Saison 2022/2023 kann Frauen ab dem 18. Lebensjahr die Spielberechtigung im Amateurbereich erteilt werden. Die Pilotphase der neuen Regelung ist erst einmal auf 48 Monate festgelegt. Weitere Infos zum Thema gibt's in unserem FAQ zum gemischten Spielen.