Unity Cup: "Fußball bedeutet Freiheit"
Am 13. Juli treffen treten ab 12 Uhr zwölf Teams in Berlin zum Vorentscheid des Unity Euro Cups gegeneinander an. Eines von ihnen wird Deutschland dann beim Unity Cup in der Schweiz im Oktober vertreten dürfen. Die jeweiligen Teams bestehen aus Spieler*innen mit Fluchtgeschichte. Der Wettbewerb ist weit mehr als nur ein Fußballturnier: Er ist ein Beispiel für die verbindende Kraft des Fußballs, der Menschen unterschiedlicher Kulturen und Herkunft zusammenbringt. Zu ihnen gehören Ladan (21), Mortaza (28) und Mahmoud (31).
FUSSBALL.DE: Wie hat der Fußball eure Lebenswege geprägt und welche Bedeutung hat er für euch?
Ladan: Ich habe vor kurzem mein Abitur gemacht und plane nun einige Monate zu arbeiten und Geld für meinen Führerschein zu sparen, bevor ich im nächsten Jahr mit dem Studium der Sozialen Arbeit beginnen möchte. Da kann Fußball dann schon mal etwas kürzer kommen. Trotzdem spiele ich eigentlich mehrmals die Woche und bin mittlerweile in einer Jugend- und einer Damenmannschaft. Angefangen mit Fußball habe ich schon als Kind in Kenia. Dort habe ich immer wieder Straßenfußball mit meinem Bruder und seinen Freunden gespielt, was lustig ist, denn eigentlich hatte mein Papa mir einen Basketball geschenkt. Aber die Sportart war zu langweilig für mich. Fußball bedeutet für mich Freiheit und macht mich glücklich.
Mortaza: Fußball war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe auch in Afghanistan schon gespielt und es hat mich immer begleitet. Als ich nach Deutschland gekommen bin, hat es etwas gedauert, bis ich einige Leute kennenlernte, mit denen ich im Park kicken konnte. Einer von Ihnen hat mich dann mit zu Champions ohne Grenzen genommen und ich konnte hier richtig spielen. Mittlerweile arbeite ich schon seit sechs Jahren hier und konnte mein Hobby zu meinem Beruf machen. Ich bin nicht nur als Spieler, sondern auch als Trainer aktiv und habe jetzt auch den Unity Cup mit organisiert."
"Wenn man neu hier ankommt und die Sprache nicht spricht, kann Fußball die Sprache sein"
Mahmoud: Fußball war immer ein fester Bestandteil meines Lebens, angefangen in der Schulmannschaft in Syrien. Seitdem ich in Deutschland spiele, wollte ich alle Rollen im Fußball mal durchlaufen und bin Trainer, aber auch Schiedsrichter. Auch beim Unity Cup in Berlin werde ich als einer von vier Schiedsrichter*innen dabei sein.
Wie hat euch der Fußball geholfen, die Herausforderungen des Ankommens in einem neuen Land zu meistern und euch in der neuen Umgebung zu einzuleben?
Ladan: Ich musste mit meiner Familie aus Kenia nach Deutschland fliehen. Meine Mutter war dort Politikerin, wir sind also aus politischen Gründen geflohen und es hat einige Jahre gedauert, bis wir 2019 nach Deutschland kamen. In Kenia war es nicht einfach als einziges Mädchen zu kicken. Immer wieder wurden meine Eltern darauf angesprochen und Ihnen abgeraten. Als ich dann nach Deutschland kam, war ich sehr überrascht, dass es sogar eine Damenmannschaft gibt. Und mittlerweile bin ich ein Teil davon und habe viele neue Leute kennengelernt. Zwar muss ich mich als einziges Mädchen in der Jugendmannschaft immer noch beweisen, aber so wachse ich über mich hinaus. Das mag ich einfach am Fußball. Und vor allem sprachlich hat es mir geholfen. Ich habe mich nach dem Training oft mit den Menschen unterhalten und viele neue Leute kennengelernt.
Mortaza : Fußball ist, wie schon gesagt, mittlerweile nicht mehr nur ein Hobby, sondern durch Champions ohne Grenzen ein großer Bestandteil meines Berufs. Es macht mich sehr glücklich, mit Menschen arbeiten zu können und ihnen auch als Trainer etwas beibringen zu können.
Mahmoud: Durch Fußball habe ich neue Leute kennengelernt und durch einen von ihnen bin ich in einem Beratungszentrum gelandet und so an meinem Job als Elektroniker bei den Berliner Verkehrsbetrieben gekommen. Wenn man neu hier ankommt und die Sprache nicht spricht, kann Fußball die Sprache sein, denn das verbindet die Menschen und man kann miteinander spielen, ohne viel zu reden.
Was erhofft ihr euch vom kommenden Unity Cup und welche besonderen Momente oder Erfahrungen erwartet ihr von diesem Tag?
Ladan: Ich freue mich vor allem darauf, neue Menschen kennenzulernen und einen tollen Tag zu haben. Ich war schon letztes Jahr mit dabei und will auch dieses Jahr unbedingt wieder zum Unity Cup. Das wird ein toller Tag, sowohl in Berlin als auch in der Schweiz.
Mortaza: Auf mich wartet an dem Tag viel Arbeit. Im Vorfeld haben wir viel organisiert und an dem Tag muss, das alles umgesetzt werden. Ich bin beispielsweise für die ganzen freiwilligen Helfer*innen zuständig. Aber ich freue mich auf alle die Menschen, die an dem Tag zusammenkommen und gemeinsam Spaß haben.
Mahmoud : Als Schiedsrichter hat man es oft nicht einfach, sondern man ist immer der Böse. Daher muss man richtige Entscheidungen treffen. Beim Fußball ist mir aber vor allem wichtig, dass der Spaß und die Freude am Spiel nicht verloren geht und das versuche ich auch den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, wenn ich sie trainiere. Das Wichtigste ist, dass man Spaß hat und nicht, dass man gewinnt oder verliert. Darum sollte es auch beim Unity Cup gehen und ich freue mich darauf.
Der Vorentscheid zum Unity Euro Cup wird auf der Sportanlage des SV Rot-Weiß Viktoria Mitte e.V., Behmstraße 29, in Berlin ausgetragen. Besucher*innen sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.