Torjägerin Schatton: Viel von Prinz gelernt
Mit acht Toren beim 12:1 gegen den SFC Stern 1900 III in der Verbandsliga Berlin schoss sich Sarah Schatton vom FSV Blau-Weiß Mahlsdorf/Waldesruh in der bundesweiten Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 4. Liga an die Spitze. In acht Partien traf Schatton bereits 31-mal. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 36 Jahre alte Angreiferin über ihren Torriecher und Weltfußballerin Birgit Prinz.
FUSSBALL.DE: Sie trugen sich gegen den SFC Stern 1900 III gleich achtmal in die Torschützenliste ein. Haben Sie jemals mehr Treffer in einem Spiel erzielt, Frau Schatton?
Sarah Schatton: Tatsächlich war das für mich eine Premiere. Dabei wollte ich an diesem Tag eigentlich gar nicht zum Spiel kommen.
Das müssen Sie uns erklären!
"Acht Tore waren für mich eine Premiere - dabei wollte ich an diesem Tag eigentlich gar nicht zum Spiel kommen"
Schatton: Gerne. Ich hatte eine leichte Erkältung, wollte meine Mannschaft aber nicht im Stich lassen. Meinen Mitspielerinnen hatte ich gesagt, dass ich an diesem Tag keine Defensivaufgaben übernehme und vorne nur auf Tore lauern werde. (lacht) Ohne die Zuspiele meiner Teamkolleginnen hätte ich nichts ausrichten können, weil ich läuferisch nicht auf der Höhe war.
Im Schnitt erzielen Sie vier Tore im Schnitt pro Spiel. Warum läuft es für Sie so gut?
Schatton: Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist der Schlüssel zum Erfolg. Jede im Team gönnt der Mitspielerin den Erfolg. Wir treten in jedem Spiel als geschlossene Einheit auf.
Mit 31 Treffern nach acht Spielen führen Sie die Wertung zur Torjägerkanone für alle an. Wie viele Tore haben Sie sich in dieser Spielzeit noch vorgenommen?
Schatton: In der Vorsaison hatte ich in der Landesliga 35 Tore erzielt. Wir sind dann in die Verbandsliga aufgestiegen und vielleicht von unseren Gegnern ein wenig unterschätzt worden. Ich gehe davon aus, dass es in der Rückrunde schwieriger wird, weil ich dann wohl gleich von mehreren Spielerinnen gedeckt werde.
Wie würden Sie Ihre eigenen sportlichen Qualitäten beschreiben?
Schatton: Ich habe einen guten Torriecher, stehe meistens richtig, kann mit beiden Füßen schießen und bin dazu auch kopfballstark. Grundsätzlich stimmt das Gesamtpaket. Ich möchte mich aber nicht herausheben, weil Fußball ein Mannschaftssport ist.
Wann haben Sie sich mit dem Fußballvirus infiziert?
Schatton: Ich habe erst mit elf Jahren, also relativ spät, mit dem Fußball angefangen. Zuvor hatte ich Ballett, Eiskunstlauf, Karate und Akrobatik ausprobiert. Mein sechs Jahre älterer Bruder Marcus spielte damals beim 1. FC Union Berlin in der Jugend. Er nahm mich immer mit, worauf ich zum "Maskottchen" seiner Mannschaft wurde. (lacht) Irgendwann wollte ich selbst den Ball hinterherjagen, konnte nach einem langen Hin und Her auch meine Mama überzeugen, die zuvor strikt dagegen war. Für Union Berlin habe ich dann bis 2005 gespielt.
Sie sind gebürtige Berlinerin, haben später auch Erst- und Zweitligaerfahrung beim 1. FFC Frankfurt und beim 1. FC Saarbrücken gesammelt. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Zeit?
Schatton: Ich hatte großes Glück, konnte professionell Fußball spielen. Wer träumt nicht davon? Ich habe mit der dreimaligen FIFA-Weltfußballerin Birgit Prinz in einer Mannschaft gespielt, das war für mich eine Ehre. Erst nach meinem Wechsel zum 1. FC Saarbrücken, für den ich insgesamt zehn Jahre am Ball war, hatte ich eine Ausbildung als medizinische Fachangestellte angefangen und abgeschlossen.
Für den 1. FFC Frankfurt sind Sie sogar in der UEFA Women's Champions League aufgelaufen. Warum haben Sie sich später für den Amateursport entschieden?
Schatton: Ich wollte zurück nach Berlin und wieder mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, die ich vorher nur in der Sommer- oder Winterpause gesehen hatte. Nach der Geburt meines Kindes hatte ich dann sechs Jahre lang komplett mit dem Fußball aufgehört. Als mein Sohn soweit war, dass ich ihn zum Fußballplatz mitnehmen konnte, habe ich meine Fußballschuhe wieder aus dem Schrank geholt. (lacht)
Sie sind mittlerweile 36 Jahre jung. Wie lange wollen Sie noch auf Torejagd gehen?
Schatton: Mein großes Idol ist mein Bruder Marcus, der bei Union Berlin in der Ü 40 kickt. In Berlin dürfen Frauen ab 40 Jahren mit Männern in einer Mannschaft spielen. Das wäre ein Traum, wenn wir beide bis dahin verletzungsfrei bleiben und ich mit ihm in der Ü 40 spielen könnte. Dann würden wir so aufhören, wie wir angefangen haben.
Wie schwer fällt es Ihnen, mit den jungen Spielerinnen mitzuhalten?
Schatton: Damit habe ich keine Probleme. Wenn ich spiele, möchte ich das Maximum erreichen und immer gewinnen. So lange ich verletzungsfrei bleibe, werde ich nicht aufhören.
Mit dem Gewinn der Torjägerkanone für alle könnten Sie im Herbst Ihrer Karriere noch einmal ein Ausrufezeichen setzen. Wie sehr spornt Sie der mögliche Gewinn der Trophäe an?
Schatton: Ich würde mich sehr darüber freuen, kenne dieses Gefühl. In der Saison 2013/2014 wurde ich in der 2. Frauen-Bundesliga zusammen mit Ilaria Mauro vom SC Sand mit 24 Treffern Torschützenkönigin. Wir hatten damals leider nur einen Wimpel bekommen, weil in dieser Spielklasse damals noch keine Torjägerkanone vergeben wurde. (lacht) Der Gewinn dieser Trophäe wäre für mich daher noch mal eine ganz besondere Anerkennung.
Mit welchen persönlichen und sportlichen Zielen gehen Sie in das neue Jahr?
Schatton: Wir sind seit zwei Spielzeiten sowohl im Pokal als auch in der Meisterschaft unbesiegt. Diese Serie wollen wir möglichst bis zum Saisonende ausbauen.