Todesfelde: Mehr Fans als Einwohner*innen

Exakt 8569 Zuschauer*innen verfolgten die 24. Auflage des Hallenmasters des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV). Besonders viele Besucher*innen mobilisierte der SV Todesfelde. 1264 Fans - und damit mehr Personen, als der Ort Todesfelde überhaupt Einwohner (1128) hat - unterstützten den Tabellenzweiten der Oberliga Schleswig-Holstein.

"Das bedeutet eine neue Rekordkulisse für einen einzelnen Verein", schwärmt Timo Gothmann, Teammanager beim SV Todesfelde, im Gespräch mit FUSSBALL.DE . "Von den Plätzen, die den insgesamt acht teilnehmenden Vereinen zur Verfügung gestanden hatten, gehörten damit rund ein Drittel zum SV Todesfelde."

Dort, wo sonst Handball-Bundesligist und -Rekordmeister THW Kiel seine Heimspiele austrägt, standen sich auf Kunstrasen die acht bestplatziertesten schleswig-holsteinischen Teams zunächst in zwei Vierergruppen gegenüber: Holstein Kiel, der VfB Lübeck, SC Weiche Flensburg 08, 1. FC Phönix Lübeck, FC Kilia Kiel, PSV Union Neumünster, TSB Flensburg und eben der SV Todesfelde.

Anfragen aus ganz Schleswig-Holstein eingegangen

Die enorme Nachfrage kann sich auch Gothmann, der bis zur C-Jugend selbst für den SVT am Ball war, "nicht so genau erklären. Da steckt auf jeden Fall viel Arbeit dahinter, unser Fankreis überlegt sich zum Beispiel immer wieder Choreografien. Mittlerweile melden sich Leute aus ganz Schleswig-Holstein bei uns, dass sie im Rahmen des Hallenmasters mit uns feiern wollen", verrät Timo Gothmann. So gab es beispielsweise auch aus dem kurz vor Sylt gelegenen Risum-Lindholm Ticketwünsche. Gleich 25 Karten gingen in den über 160 Kilometer von Todesfelde entfernten Ort.

"Wir sehen uns auch als Verein der Region", betont Gothmann. "Dadurch, dass wir nun schon viele Jahre auf der höchsten Landesebene spielen, haben wir viele Sympathisanten gewonnen. Vor etwa drei Jahren hat es dann damit angefangen, dass sich auf der Arbeit nicht nur darüber unterhalten wurde, wie der Hamburger SV oder Holstein Kiel am Wochenende gespielt haben, sondern auch der SV Todesfelde."

Diesmal übertrag die Nachfrage nach Karten für das Hallenmasters aber auch die Erwartungen des Vereins deutlich. "Wir müssen vor dem Turnier immer die gewünschte Menge an Tickets abgeben und auch bezahlen", so der Teammanager des Fünftligisten. "Wir hatten zunächst 850 Tickets bestellt. Schon nach zwei Tagen haben wir unsere vereinbarte Option für 200 weitere Karten gezogen und danach noch zweimal leicht nachbuchen können."

Auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf begeistert

Damit der stimmungsvolle Block des SV Todesfelde zum Beispiel auch mit Fahnen ausgestattet ist, wurde schon vor einigen Jahren ein eigenes Organisationsteam für das Hallenmasters ins Leben gerufen. "Etwa Anfang Dezember haben wir mit den diesjährigen Vorbereitungen angefangen. Dazu gehörte auch eine Blockfahne."

Zu den insgesamt 8569 Zuschauer*innen in der ausverkauften Halle zählte auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Ich habe hier eine super Stimmung erlebt und man hat gesehen, was den Reiz des Fußballs ausmacht", so Neuendorf. "Die Schnelligkeit auf dem Platz und die Nähe der Fans sind überragend. Es ist wichtig, als DFB-Präsident auch bei solchen Turnieren Flagge zu zeigen. Der Amateurfußball ist ein ganz wichtiger Unterbau für die Spitze."

Gerade bei den Fans des SV Todesfelde war die Laune von Beginn an bestens, denn sie sahen bei der insgesamt achten Hallenmasters-Teilnahme direkt einen guten Start für den Gewinner von 2020. Das Team von Trainer Björn Sörensen setzte sich 4:0 gegen den mit seiner U 23 angetretenen Drittligisten VfB Lübeck durch. Im zweiten Spiel legte der SV Todesfelde ein 1:0 gegen den klassenhöheren SC Weiche Flensburg nach. Das 0:0 gegen den Nord-Regionalligisten 1. FC Phönix Lübeck reichte anschließend aus, um die Gruppe als Erster zu beenden.

Auch im Halbfinale gegen den Ligakonkurrenten TSB Flensburg blieb der SV Todesfelde aus dem Spiel heraus ohne Gegentreffer. Allerdings unterlag der Klub aus dem Kreis Segeberg im Neunmeterschießen 4:5. SVT-Keeper Fabian Landvoigt wurde später - wenig überraschend - auch zum besten Torhüter des Turniers gewählt.

"Ohne einen einzigen Gegentreffer aus dem Spiel heraus auszuscheiden, gab es vorher wohl noch nie", meint Todesfeldes Teammanager Gothmann. "Dennoch sind wir total zufrieden, wir hatten mit dem 1. FC Phönix Lübeck, dem SC Weiche Flensburg 08 und dem VfB Lübeck die nominell schwierigere Gruppe erwischt." Den Titel holte schließlich zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte der Regionalligist FC Kilia Kiel durch einen 1:0-Finalsieg gegen Oberliga-Primus und Todesfelde-Bezwinger TSB Flensburg.

Aufstiegschancen und Vorfreude auf Pokalfinale

Der SV Todesfelde ist nicht nur mit dem Auftritt beim "Budenzauber" in Kiel, sondern auch mit dem bisherigen Abschneiden in der Oberliga Schleswig-Holstein zufrieden. Als Tabellenzweiter beträgt der Rückstand auf Spitzenreiter TSB Flensburg - bei zwei absolvierten Spielen weniger - nur vier Punkte. "Die Meisterschaft ist kein Muss", erklärt Timo Gothmann. "Allerdings ist es schon unser Anspruch, bis zum Saisonende um den Titel mitzuspielen."

Die Ligapartien verfolgen im Schnitt 280 bis 350 Zuschauer*innen. "Zu den Topspielen kommen aber auch schon mal 1000 Fans", so Gothmann. Im Erfolgsfall würde der SV Todesfelde noch die Aufstiegsspiele zur Regionalliga Nord bestreiten, an denen der Klub schon 2021/2022 teilgenommen hatte.

Ein besonderes Highlight steht für den SV Todesfelde bereits fest: Am "Finaltag der Amateure" (Samstag, 25. Mai) geht es im heimischen Stadion gegen den 1. FC Phönix Lübeck im Endspiel um den Verbandspokal von Schleswig-Holstein um die zweite DFB-Pokal-Teilnahme der Vereinsgeschichte. Es bestehen also Chancen auf ein weiteres Fußballfest - mit einer wohl noch größeren Kulisse als in der Kieler Halle. "Da wird noch einiges kommen", ist sich Gothmann sicher.

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"Mittlerweile melden sich Leute aus ganz Schleswig-Holstein bei uns, dass sie im Rahmen des Hallenmasters mit uns feiern wollen".

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Bitter: Todesfelde scheidet ohne Gegentor aus dem Spiel heraus aus.

Autor*in
Autor/-in: MSPW/Dominik Dittmar