"Sie begegnen dir auf Augenhöhe"

Louisa Kanwischer und Elias Küffner gehörten zu den 21 Auserwählten bei der Premiere von "Profi wird Coach". Im FUSSBALL.DE-Interview blicken sie auf ein spannendes Wochenende zurück.

FUSSBALL.DE: Was habt ihr euch von diesem Lehrgang erhofft?

Elias Küffner: Ich habe gehofft, viel Input von den Profi-Schiedsrichtern zu bekommen. Dass man viel mitnimmt, was man selbst in seine Spielleitungen einbauen kann, dass man aber auch mal ein Gefühl dafür bekommt, wie es im Profifußball abläuft und wie man sich diesbezüglich weiterentwickeln kann.

Louisa Kanwischer: Zusätzlich dazu habe ich mir gewünscht, einmal Schiris aus ganz Deutschland zu treffen, ohne in einer Prüfungsdrucksituation zu sein. Außerdem habe ich mich auf Ratschläge für Situationen gefreut, in denen man merkt, dass die Profis mit den gleichen Situationen und Problemen zu kämpfen haben wie wir Amateur-Schiris.

"Dass wir morgens mal eine Runde mit Harm Osmers gejoggt sind, fand ich cool"

Was hat euch an diesem Lehrgang am besten gefallen?

Kanwischer: Ich mache sehr gerne Sport. Dass wir morgens mal eine Runde mit Harm Osmers gejoggt sind, fand ich cool. Auch die Trainingseinheit mit Florian Lechner, die gezeigt hat, wie fit man selber ist und wie man gescheit trainieren kann, hat Spaß gemacht. Was die Fitnesslevels angeht, gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Amateur- und dem Profibereich. Er hat uns gezeigt, wie man daran arbeiten kann. Zudem war der Vortrag von Sascha Stegemann über das Leben eines Profi-Schiedsrichters und auch deren Schattenseiten superemotional.

Küffner: Dem schließe ich mich an. Es war eine gute Abwechslung zum Theorieteil. Würden wir den ganzen Tag nur herumsitzen, wäre die Aufnahmefähigkeit irgendwann weg. Mir hat auch der Vortrag von Sascha sehr gefallen, weil er es sehr emotional vermittelt hat und man das als jemand mit Familie noch einmal ganz anders wahrnimmt. Den Vortrag über den Weg der Entscheidungsfindung unter Druck fand ich sehr lehrreich.

Kanwischer: Dass wir teilweise Szenen der UEFA durchgegangen sind und gemeinsam versucht haben, schnell zu entscheiden, ist das jetzt Abseits oder nicht, das war cool anzuwenden. In jedem Vortrag hatte man praktische Überträge.

Küffner: Dass wir in die Vorträge einbezogen wurden, uns anstrengen mussten und nicht nur stupide zu hören sollten, hilft, das Ganze besser zu verarbeiten und auch besser zu verstehen.

Gibt es aus dem Gelernten etwas, das ihr in eure künftige Spielleitung übernehmen wollt?

Küffner: Ein bisschen was davon mache ich schon. Zum Beispiel aus dem Vortrag über Entscheidungen unter Druck, was Abseitsphilosophie, die Pässe vor solchen Situationen und die Rückläufer anbelangt. Das wird uns in Bayern sehr gepredigt. Ansonsten hat Robert Schröder das Lockere in der Kommunikation mit den Spielern gut rübergebracht, das Abgezockte. Das möchte ich versuchen einzubinden, schlagfertig zu reagieren.

Kanwischer: Die Lockerheit auf den Platz bringen. Dass man nicht auf das Regelwerk versteift ist, nur weil man eine Beobachtung hat, sondern dass man die Regeln situativ anwenden muss und auch Fingerspitzengefühl haben muss. Zudem nehme ich mit, dass man viel mit Antizipation machen kann, viel vorarbeiten kann und dadurch einen kühlen Kopf bei stressigen Entscheidungen wahrt, sich eine Sekunde Zeit nimmt, die Informationen filtert und dann entscheidet.

Was bedeutet es euch, mit Elite-Schiedsrichtern gearbeitet zu haben?

Küffner: Ich habe zu Hause schon gesagt, dass, wenn ich hier beim DFB-Campus bin, ich wahrscheinlich den einen oder anderen Fanboy-Moment haben werde. Es ist ein sehr großes Privileg, einer von den 21 zu sein, die aus mehr als 400 Bewerbungen ausgewählt wurden. Es ist ein Privileg, weil man so viel lernen kann. Man merkt, dass sie genau die gleichen Menschen sind, sie haben das gleiche Hobby, nur ein bisschen größer eben. Deswegen war es für uns alle ein megageiles Wochenende.

Kanwischer: So wie es für andere ist, ihren Lieblingsfußballer zu treffen oder ihre Lieblingssängerin, so ist es für uns an diesem Wochenende mal so ein Moment gewesen: Z u dem schaue ich auf, von dem habe ich voll viel gehört . Und dann merkt man, dass das auch nur Menschen sind. Das finde ich hier so cool. Niemand hält sich für etwas Besseres. Wir sitzen mit ihnen zusammen, sie quatschen und erzählen irgendwelche Geschichten, hauen einen Spruch raus und man denkt sich: Ey, an der Basis ist es genauso! Sie begegnen dir auf Augenhöhe. Du kannst sie alles fragen. Auch wenn du dir dabei dumm vorkommst, bekommst du eine ehrliche Antwort.

Küffner: Es fühlt sich so an, als würden wir uns schon seit zehn Jahren kennen. Klar, wir kennen sie schon lang, aber die uns erst seit diesem Wochenende. Mit ihnen zusammen zu agieren und von ihnen zu lernen, das ist cool!

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In Gruppen wurden am Wochenende Lösungen zu komplexen Fragen erarbeitet.

Autor*in
Autor/-in: Max Brand