Schuster und FV Löchgau: Das gehört zusammen

Hermann, Dieter, Julian, Robin und Stefanie: Beim FV Löchgau im Landkreis Ludwigsburg steht der Name Schuster für Bodenständigkeit, Vereinstreue und Erfolg. Einer von ihnen ist inzwischen Bundesligatrainer beim SC Freiburg: Julian Schuster. 

Von den Bambini bis zum ersten Jahr bei den Erwachsenen war Julian Schuster auf dem Sportplatz im kleinen Löchgau unterwegs, in der E- und D-Jugend war Papa Hermann sein Trainer. Auch der zwei jüngere Bruder Robin war talentiert und spielte kurzzeitig in der Jugend des VfB Stuttgart unter anderem mit Weltmeister Sami Khedira in einem Team. Im FUSSBALL.DE -Interview erzählt Hermann Schuster, inzwischen 70 Jahre alter Sportvorstand beim FV Löchgau, wie alles in dem Klub begann.

FUSSBALL.DE: Herr Schuster, was geht in Ihnen vor, wenn Sie beim SC Freiburg auf der Tribüne sitzen und Ihr Sohn Julian unten am Spielfeldrand als Trainer des Bundesligisten SC Freiburg in der Verantwortung ist?

Hermann Schuster: Da ist man als Vater natürlich etwas aufgeregt. Ich muss aber zugeben, dass es für mich aufregender war, als Julian noch gespielt hat. Heute versuche ich mich auf der Tribüne zurückzuhalten, aber klar freuen wir uns in der Familie alle sehr darüber, welche Entwicklung er eingeschlagen hat. 

"Julian weiß, wo seine Wurzeln sind: Vor einigen Jahren ist er mit dem SC Freiburg zur Platzeinweihung zu uns gekommen"

War es schon als Spieler absehbar, dass Julian das Zeug zum Trainer hat?

Schuster: Er hat schon früh in der Jugend gerne Verantwortung übernommen und war oft Ansprechpartner für seine Trainer. Er hat sich auch außerhalb des Spielfelds viele Gedanken über den Fußball gemacht.

Trotzdem war er ein Spätstarter, hat erst mit 20 Jahren den FV Löchgau in Richtung VfB Stuttgart verlassen und mit 22 Jahren sein Debüt in der Bundesliga gefeiert, ehe er dann 2008 zum SC Freiburg gewechselt ist.

Schuster: Nach heutigen Maßstäben ist sein Werdegang eher ungewöhnlich, er war, im Gegensatz zu Robin, nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum. Wir haben aber zu Hause auch immer Wert darauf gelegt, dass die Jungs nicht nur an den Fußball denken, sondern die Schule ordentlich zu Ende bringen, so dass beide ihr Abitur gemacht haben. Robin galt auch als talentierter Spieler und hat alle Auswahlmannschaften des Württembergischen Fußball-Verbandes durchlaufen. Er ist bereits kurzzeitig in der Jugend zum VfB Stuttgart gewechselt, wo er in der U 15 unter anderem mit Sami Khedira und Andreas Beck gespielt hat und Thomas Tuchel sein Trainer war. 

Wie war und ist das Verhältnis der beiden Brüder untereinander?

Schuster: Sehr gut! Es war nie so, dass der eine dem anderen nicht den Erfolg gegönnt hätte. Robin hat sicher auch aufgrund von Verletzungen den Sprung in die Bundesliga schließlich nicht geschafft, dann ein Sportmanagement-Studium absolviert und ist nun seit einigen Jahren als Partner von Ex-Profi Gerhard Poschner als Spielerberater tätig.

Halten beide noch den Kontakt zu Ihrem Heimatverein, kommt der Freiburger Bundesligatrainer Julian Schuster zum FV Löchgau und schaut sich dort die Landesliga-Mannschaft an?

Schuster: Julian und Robin sind nach wie vor sehr daran interessiert, was sich bei uns tut. Sie wissen, wo ihre Wurzeln sind, der FVL ist einfach ihr Heimatverein. Julian ist mal vor einigen Jahren, als er seine Spielerkarriere gerade beendet hatte, mit dem SC Freiburg zur Platzeinweihung zu uns gekommen. Aus zeitlichen Gründen schafft er es aber leider nur noch selten zum Platz, zumal er in Freiburg lebt und eine eigene Familie mit vier Kindern hat. Robin hat drei Kinder, allein dadurch sind die Jungs zeitlich stark eingebunden. Zwei der Jungs kicken auch schon gemeinsam im Verein, bei der Freiburger Turnerschaft.

Wie sind Sie selbst zu Ihrem Posten beim FVL gekommen?

Schuster: So wie es wohl meistens ist. (lacht)  Ich war ja Jugendtrainer beim FVL, und irgendwann hat mich unser Jugendleiter angesprochen: "Hör mal, Hermann, du musst das übernehmen!" Das habe ich dann gemacht, und wir haben gemeinsam versucht, die Nachwuchsarbeit zu intensivieren. Es gab eine Zeit, das waren die Jahrgänge 1985 mit Julian sowie 1986 und 1987, da sind wir von Meisterschaft zu Meisterschaft geeilt. Die erste Mannschaft ist von der Kreis- in die Landesliga aufgestiegen. Und unsere Frauen haben es sogar bis in die 2. Bundesliga geschafft, das ist allerdings schon ein Weilchen her. 

Welche Mitglieder der Familie Schuster sind denn noch beim FV Löchgau tätig?

Schuster: Mein Bruder Dieter ist inzwischen Ehrenvorsitzender, nachdem er dem Verein zuvor viele Jahre vorstand. Julians und Robins Cousine Stefanie war viele Jahre bei uns im Frauen- und Mädchenfußball engagiert. Wir sind ein familiärer Verein und versuchen in dem kleinen Ort Löchgau, sowohl Breiten- als auch Leistungssport anzubieten.

Autor*in
Autor/-in: Günter Schneider