Rieke Mann: Zuvor noch nie im Sturm gespielt
In der Verbandsliga Bremen traf Rieke Mann für den FC Union 60 in sieben Partien bereits 19-mal, führt damit die Wertung zur Torjägerkanone für alle in der 4. Liga an. Ihr Team ist auch Tabellenführer und hat noch keinen Gegentreffer kassiert. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht die 20 Jahre alte Stürmerin, die als persönliche Assistentin in einer Kita arbeitet, über ihre überraschend gute Ausbeute.
FUSSBALL.DE: Du hast die Saison mit einem Doppelpack beim 3:0 gegen die eigene zweite Mannschaft eröffnet, stehst jetzt schon bei 19 Treffern. Wie erklärst Du Dir Deinen guten Lauf, Rieke?
Rieke Mann: In erster Linie muss ich mich bei meinen Mitspielerinnen bedanken, die mir die Bälle so gut auflegen, dass ich gar nicht mehr so viel machen muss. Grundsätzlich bin ich total überrascht, dass es so gut für mich läuft, weil ich vorher noch nie viele Tore geschossen habe und eigentlich mit dem Fußball aufhören wollte.
Das musst Du uns näher erklären!
"Für mich persönlich wäre die Torjägerkanone eine Bestätigung, dass es richtig war, nicht hingeschmissen zu haben, und dass es sich gelohnt hat, am Ball zu bleiben"
Mann: Generell bin ich von mir überrascht, dass ich Tore schießen kann, weil ich in meinem Heimatverein SG Findorff bis zur B-Jugend im Tor aufgestellt wurde. Danach habe ich im Feld auf verschiedenen Positionen in der Verbands- und Landesliga gespielt, aber nie im Angriff. Bei meinem letzten Verein Tura Bremen war ich Mittelfeldspielerin, habe die Tore vorbereitet. Mein Trainer hat mich jetzt aber im Sturm aufgestellt und lag damit offenbar nicht falsch. (lacht)
Und warum wolltest Du im Sommer mit dem Fußball aufhören?
Mann: Ich bin unter ganz anderen Voraussetzungen zum FC Union 60 gewechselt. Viele Spielerinnen eines Ligakonkurrenten haben sich ebenfalls bei Union angemeldet, wovon ich aber nichts wusste. Beim ersten Training waren wir mehr als 30 Spielerinnen auf dem Platz. Ich fühlte mich ein wenig überfordert und fremd. Keiner wusste, dass ich von einer ganz anderen Mannschaft kam, was sich erst in späteren Gesprächen aufgeklärt hatte. Ich wollte dem Ganzen eine Chance geben, habe mich dann für das Weitermachen entschieden.
Bisher hast Du fast drei Tore im Schnitt pro Spiel erzielt. Wie viele Treffer hast Du Dir bis zum Saisonende vorgenommen?
Mann: Ich bin ohne jegliche Erwartungen in die Saison gegangen. Jetzt möchte ich gerne so weitermachen. Wenn ich bis zur Winterpause 25 Tore schaffe, wäre ich schon sehr zufrieden.
Wie würdest Du Deine eigenen besonderen sportlichen Qualitäten beschreiben?
Mann: Ich habe früher auch sehr viel Hand- und Korbball gespielt, hatte dadurch auch oft Sprungtraining gemacht. Das hilft mir jetzt auch beim Fußball. Ich bin relativ schnell, verfüge über einen guten Antritt, kann mich in Zweikämpfen ganz gut durchsetzen.
Gab es in Deiner Jugend Vorbilder, an denen Du Dich orientiert hast?
Mann: Ich bin Fan des SV Werder Bremen und mein Papa hat dort zwei Dauerkarten. Wann immer ich Zeit habe, gehe ich ins Stadion und schaue mir die Spiele von Werder an. Aus dem aktuellen Kader finde ich Felix Agu sehr gut. Früher fand ich auch Theodor Gebre Selassie cool.
Bisher hat der FC Union 60 noch kein Gegentor kassiert und ist mit sieben Siegen optimal in die Saison gestartet. Was zeichnet Dein neues Team aus?
Mann: Wir sind schnell zu einem eingeschworenen Haufen geworden, unternehmen auf und auch neben dem Platz sehr viel zusammen. So waren wir vor wenigen Tagen mit zwölf Spielerinnen noch auf dem Bremer Freimarkt, einem der ältesten Volksfeste Deutschlands.
In den beiden zurückliegenden Spielzeiten ist Union zweimal hauchdünn am Aufstieg gescheitert. Mit welchen Zielen bist Du in die Saison gegangen?
Mann: Wir möchten Tabellenführer bleiben und mit dem FC Union 60 nach erfolgreicher Relegation am liebsten den Aufstieg in die Regionalliga Nord feiern. Darüber hinaus will ich mich persönlich weiterentwickeln und vielleicht irgendwann für höhere Aufgaben empfehlen.
Mit dem Gewinn der Torjägerkanone für alle würde Dein Verein auch bundesweit in den Fokus rücken. Ist das für Dich ein zusätzlicher Anreiz und was würde Dir der Titel bedeuten?
Mann: Sollte ich die Torjägerkanone für alle tatsächlich gewinnen, wäre das auch für den Verein super. Für mich persönlich wäre es eine Bestätigung, dass es richtig war, nicht hingeschmissen zu haben, und dass es sich gelohnt hat, am Ball zu bleiben.
Bei der Ehrung für die abgelaufene Saison kamen gleich drei der insgesamt 13 Gewinner*innen der Torjägerkanone aus Bremen. Welche Erklärung hast Du dafür?
Mann: Ich glaube, dass die Leistungsunterschiede in den verschiedenen Ligen in Bremen grundsätzlich recht groß sind, was die Anzahl der Gewinner erklären könnte. Es wäre cool, wenn ich beim nächsten Mal auch dabei sein könnte.