Motor Neubrandenburg: Kick gegen FC Bundestag

In der Landesklasse II (8. Liga) in Mecklenburg-Vorpommern trifft der FC Motor Neubrandenburg Süd in der Regel auf Gegner wie den SV Rollwitz 68 oder den FSV 90 Altenreptow. Als Tabellenvorletzter kämpft das Team von Trainer Felix Meier dort um den Klassenverbleib. In den ersten beiden Partien nach der Winterpause gab es zwei Heimniederlagen.

Umso willkommener war jetzt die Abwechslung durch ein ganz besonderes Freundschaftsspiel. Die Kicker aus der Kreisstadt des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte trafen im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark auf den FC Bundestag - eine gemischte Mannschaft, die vornehmlich aus Abgeordneten verschiedener Fraktionen des deutschen Parlaments besteht und auch in den Trikots der deutschen Nationalmannschaft in der Regel gegen Freizeitteams aufläuft.

Einladung beim Integrationsfest

Um die Kräfteverhältnisse zumindest einigermaßen in der Waage zu halten, wurde der FC Motor Süd von einigen Spielern aus der zweiten Mannschaft (Kreisliga) "verstärkt". Außerdem kicken gerade dort viele Menschen mit Migrationshintergrund, denen der Klub den Besuch in der Bundeshauptstadt und im Hohen Haus ermöglichen wollte.

"Im Wahlkampf vor drei Jahren waren viele von uns noch ein paar Kilo leichter"

Für das Bundestag-Team um Kapitän und Innen-Staatssekretär Mahmut Özdemir war die Partie über zweimal 30 Minuten das Saisoneröffnungsspiel. Initiiert wurde das Gastspiel des FC Motor Süd von Erik von Malottki. Der Politiker, in dessen Wahlkreis Neubrandenburg liegt, pflegt seit einigen Jahren einen engen Draht zu dem Verein, der sich vor allem in Sachen Integration regelmäßig engagiert.

"Beim Integrationsfest des Vereins im vergangenen Jahr hatte ich die Mannschaft nach Berlin eingeladen. Gut, dass es jetzt geklappt hat", so der Abgeordnete, der seit 2021 im Parlament sitzt und als Abwehrspieler für den FC Bundestag kickt. Beim freundschaftlichen Vergleich lief Erik von Malottki jeweils eine Halbzeit lang für beide Mannschaften auf.

Obwohl sich die Politiker "nur" von März bis November in den Sitzungswochen des Parlaments jeweils dienstags zum gemeinsamen Kicken treffen, erwiesen sie sich gerade zu Beginn der Partie als äußerst motiviert und kampfstark, gingen sogar 1:0 in Führung. Am Ende setzten sich die Kicker des FC Motor Süd jedoch unter den Augen von Oberbürgermeister Silvio Witt noch 6:2 durch.

Ein Treffer der Gäste aus Neubrandenburg ging dabei auf das Konto von Christian Hoefs. Der langjährige Kapitän der zweiten Mannschaft absolvierte in Berlin sein "Abschiedsspiel", da er aus gesundheitlichen Gründen mit dem aktiven Fußball aufhören muss. Die weiteren Tore gingen auf das Konto von Thomas Streufert, der beim zurückliegenden Ligaspiel noch als Torhüter ausgeholfen hatte, sowie Abdul Khaliq Qaderi, Kamran Noor Mohammadi, Maurice Weber und Robert Kurth.

Tour durch den Bundestag

Vor dem Spiel am Abend hatte das Büro von Erik von Malottki für die Fußballer aus Neubrandenburg eine Tour durch den Bundestag samt historischer Ausstellung organisiert. "Das war vor allem für unsere Jungs mit Migrationshintergrund sehr spannend. So haben sie die Geschichte Deutschlands komprimiert und anschaulich kennenlernen dürfen", sagt Motor-Präsident Ulf Krömer. "Gerade im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus 2024 war das ein bedeutendes Ereignis für unsere Mitglieder."

Schließlich engagiert sich der FC Motor Neubrandenburg Süd schon seit vielen Jahren für Integration und gegen jegliche Form der Diskriminierung. Das wurde auch schon überregional gewürdigt. So zeichnete der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) den Verein für sein Integrationsprojekt "Fußball verbindet" mit dem "Großen Stern des Sports" aus. Zuvor hatten die Neubrandenburger bereits den Landeswettbewerb in Mecklenburg-Vorpommern gewonnen.

Mit Wettbewerb "Sterne des Sports" werden bereits seit 2004 außergewöhnliche Aktivitäten oder Angebote von Sportvereinen und deren besonderes Engagement gewürdigt. Projekte aus Bereichen wie Bildung und Qualifikation, Ehrenamtsförderung, Gesundheit und Prävention, Gleichstellung, Integration und Inklusion oder Klima-, Natur- oder Umweltschutz werden alljährlich ausgezeichnet.

Im Jahr 2022 vertrat außerdem ein Team des FC Motor Neubrandenburg Süd, das hauptsächlich aus Flüchtlingen bestand, Deutschland beim ersten "Unity Euro Cup" in Nyon (Schweiz) - und holte prompt den Titel. Im Finale gelang ein Erfolg im Elfmeterschießen gegen Gastgeber Schweiz. Der Wettbewerb der Europäischen Fußball-Union (UEFA) und des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), dessen zweite Auflage 2023 in Frankfurt ausgetragen wurde (Sieger Finnland) hat sich zum Ziel gesetzt, die Integration von Flüchtlingen zu fördern.

Interessanter Austausch in der "dritten Halbzeit"

Der Besuch im Bundestag und das Freundschaftsspiel gegen die Abgeordneten-Auswahl war ein weiterer Höhepunkt für Fußballer des FC Motor Neubrandenburg Süd. Nach der Partie gab es für die Amateurfußballer in der "dritten Halbzeit" auch noch die Möglichkeit, sich mit den Politikern in launiger Runde auszutauschen, aber auch ernste Themen abzusprechen. Dabei ging es unter anderem auch um Herausforderungen und Chancen der Integration.

Freimütig verrieten die Parlamentarier aber auch, warum es vielen Abgeordneten deutlich an Fitness mangelt. "Man schafft es kaum, Sport zu machen", meinte Bundestag-Spielführer Mahmut Özdemir. "Im Wahlkampf vor drei Jahren waren viele von uns auf jeden Fall noch ein paar Kilo leichter", schob er grinsend hinterher.

Am Ende der Veranstaltung im Augustiner Keller bekam der Wirt von Motor-Kapitän Maurice Weber noch einen Vereinspullover als Andenken. Die Werbetrommel für Neubrandenburg hatten die Fußballer so ordentlich gerührt - und konnten im Gegenzug eine weitere einmalige Erfahrung machen.

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Abklatschen im Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark: Der FC Motor Neubrandenburg Süd gewinnt 6:2.

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Programm vor dem Anpfiff: eine Tour durch den Bundestag samt historischer Ausstellung.

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Organisator der Partie: der Bundestagsabgeordnete Erik von Malottki (M.).

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Autor/-in: MSPW