Makkabi Berlin: "Sportliche Erfolge tun gut"

Sie haben es schon wieder getan. Nach einem 3:1 beim SV Sparta Lichtenberg hat der TuS Makkabi zum zweiten Mal in Folge das Endspiel im Berliner Landespokal erreicht. Beim Finaltag der Amateure am 25. Mai ist nun ein alter Bekannter der Gegner: Regionalligist Viktoria Berlin. Makkabi-Kapitän Doron Bruck (29) erzählt FUSSBALL.DE, was der sportliche Erfolg für den jüdischen Klub in Zeiten des Krieges in Nahost bedeutet, und warum für Makkabi der abermalige Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals eine ganz besondere Geschichte wäre.

FUSSBALL.DE: Herr Bruck, Pokal können Sie bei Makkabi, oder?

Doron Bruck: Das kann man so sagen, denn während wir uns in der Liga mehr ausgerechnet hätten, sind wir im Berliner Landespokal jetzt zum zweiten Mal hintereinander ins Finale eingezogen. Wir freuen uns riesig auf das Spiel am 25. Mai gegen Viktoria Berlin, wissen aber, dass es sehr schwierig wird, den Sieg vom Vorjahr zu wiederholen.

Welche Chancen rechnen Sie sich gegen Viktoria aus?

"Wir sind Fußballer, keine Politiker, und wollen uns im Training oder in den 90 Minuten im Spiel nicht mit anderen Dingen belasten"

Bruck: Viktoria ist Regionalligist und daher als klassenhöherer Verein der Favorit. Die wollen zurück in die 3. Liga, das ist also für uns eine enorme Aufgabe. Allerdings haben wir Viktoria vor einem Jahr im Halbfinale rausgeschmissen und wissen also, wie es geht, gegen sie zu gewinnen.

Als Sie vor einem Jahr als erster jüdischer Klub die erste Hauptrunde im DFB-Pokal erreicht haben, war es deutschlandweit ein Riesenthema. Welche Bedeutung hätte es für den TuS Makkabi Berlin und Sie als Mannschaft, diesen Erfolg jetzt zu wiederholen?

Bruck: Das wäre ein Traum und eine ganz besondere Geschichte. Den Sieg im Berliner Landespokal und dann das Spiel in der ersten Hauptrunde gegen den VfL Wolfsburg wird keiner von uns vergessen, auch wenn wir gegen den Bundesligisten ausgeschieden sind. Das Erlebnis kann uns aber keiner mehr nehmen, zumal noch sehr viele Spieler von vor einem Jahr dabei sind. Ich denke aber, es ist noch schwieriger, so etwas ein zweites Mal zu schaffen.

Falls der Einzug in den DFB-Pokal erneut gelingt: Würden Sie sich dann einen Gegner wünschen, der vielleicht noch eine Nummer größer ist als der VfL Wolfsburg?

Bruck: Darüber möchte ich nicht spekulieren, denn noch ist es ja nicht so weit. Was ich aber sagen kann: Als wir letztes Jahr vor der Auslosung standen, haben sich die meisten Jungs natürlich entweder ein Berliner Derby gegen Union oder Hertha gewünscht – oder die größten Namen, die im Topf sind, also Bayern München oder Borussia Dortmund.

In der NOFV-Oberliga Nord haben Sie am vergangenen Sonntag ein 1:1 beim Spitzenreiter Hertha 03 Zehlendorf geholt. Als Tabellensiebter ist für Makkabi allerdings vier Spieltage vor Saisonschluss nach oben hin nicht mehr viel zu holen. Wie bewerten Sie die Runde?

Bruck: Wir hatten uns mehr ausgerechnet und wollten eigentlich um den Aufstieg mitspielen. Leider haben wir vor allem gegen Gegner, die unter uns stehen, zu viele Punkte liegengelassen. Gegen Mannschaften wie Zehlendorf, die oben dabei sind, lief es kurioserweise besser. Unser Ziel ist mittelfristig die Regionalliga, auch wenn wir erst vor zwei Jahren in die Oberliga aufgestiegen sind. Nächstes Jahr wollen wir einen neuen Anlauf nach oben nehmen.

Hat auch der Krieg in Gaza eine Rolle gespielt, dass es auf dem Platz nicht so lief wie gewünscht?

Bruck: Es war und ist auf jeden Fall eine belastende Situation für uns. Nach den Ereignissen am 7. Oktober wurden unsere Spiele aus Sicherheitsgründen erst einmal verlegt, und seitdem trainieren und spielen wir unter Polizeischutz. Ich spiele ja bereits seit einigen Jahren für Makkabi und kenne diese besondere Situation daher schon länger, aber für neue Spieler bei uns ist es natürlich ganz schwierig, mit solch einer Gefahrenlage umzugehen.

Wie kann der Sport, der Fußball helfen, sich nicht dauernd mit den Ereignissen in Israel und Gaza zu beschäftigen?

Bruck: Das ist sehr wichtig, gerade sportliche Erfolge wie im Pokal tun uns jetzt besonders gut. Für die jüdische Community hat es eine große Bedeutung, dass wir im Sport erfolgreich sind, wieder das Berliner Landespokalfinale erreicht haben und uns möglicherweise erneut im DFB-Pokal präsentieren können. Auf der anderen Seite sind wir Fußballer, keine Politiker, und wollen uns im Training oder in den 90 Minuten im Spiel nicht mit anderen Dingen belasten – auch wenn wir dabei unter Polizeischutz stehen. In der Kabine ist das sowieso kein Thema, wir reden über alles Mögliche, aber nicht über dieses Thema.

Weil der TuS Makkabi Berlin zwar ein deutsch-jüdischer Verein ist, aber in der Mannschaft Jungs aus vielen verschiedenen Nationen spielen – so wie in den meisten anderen Teams auch, oder?

Bruck: So ist es. Wir sind für alle offen und verstehen uns als Verein, der verschiedene Konfessionen und ethnische Gruppen zusammenbringen will. Selbstverständlich haben wir in unserer Mannschaft auch Spieler zum Beispiel muslimischer Herkunft – und durch die Ereignisse in Israel und Gaza sind wir noch enger zusammengerückt.

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Bruck: "Für die jüdische Community hat es eine große Bedeutung, dass wir im Sport erfolgreich sind."

Autor*in
Autor/-in: Günter Schneider