Kovacic: Im Eiltempo in die 4. Liga
Oliver Kovacic aus der zweiten Mannschaft von Kickers Offenbach (Gruppenliga Frankfurt) belegt mit 39 Saisontreffern in nur 20 Spielen den zweiten Platz in der bundesweiten Torjägerkanone für alle in der 7. Liga. Jetzt aber feierte der 22-Jährige, der gerade eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen abgeschlossen hat, sein Startelfdebüt für den OFC in der Regionalliga Südwest.
Im FUSSBALL.DE -Interview spricht Knipser Kovacic über seinen außergewöhnlichen Karrieresprung um gleich drei Spielklassen innerhalb weniger Monate und verrät, warum er auch auf den möglichen Gewinn der Torjägerkanone verzichten würde.
FUSSBALL.DE: Für die zweite Mannschaft von Kickers Offenbach haben Sie in der 7. Liga mit 39 Toren auf sich aufmerksam gemacht. Zuletzt gaben Sie für den OFC drei Spielklassen höher Ihr Startelfdebüt. Wie aufgeregt waren Sie, Herr Kovacic?
Oliver Kovacic: Ich habe tatsächlich erst am Spieltag von unserem Cheftrainer Christian Neidhart erfahren, dass ich in der Startelf stehe. Von daher hatte ich kaum Zeit, darüber nachzudenken. Ich war ein wenig angespannt, wollte unbedingt mit einer guten Leistung das in mich gesetzte Vertrauen an das Trainerteam zurückgeben. Leider haben wir im Spiel beim SGV Freiberg eine 2:0-Führung nicht über die Zeit gebracht und in der Nachspielzeit noch den Ausgleichstreffer kassiert. Das trübt natürlich die Freude.
"Ich will mit kleinen Schritten zum Erfolg kommen und mich über so viel Spielzeit wie möglich weiterentwickeln."
Zuvor waren Sie im Herrenbereich schon in der Ober-, Verbands- und Gruppenliga am Ball. Erst jetzt gelang der Sprung in die 4. Liga. Sind Sie ein Spätstarter?
Kovacic: Nach meiner Zeit im Nachwuchs des SV Wehen Wiesbaden bin ich von der U 19 zum VfB Ginsheim und anschließend zum FV Bad Vilbel in die Hessenliga gewechselt. Dort musste ich mich erst an den Seniorenfußball gewöhnen. Während dieser Zeit habe ich eine Ausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen begonnen, um ein berufliches Standbein zu haben. Um die Ausbildung bestmöglich abzuschließen, bin ich noch einen Schritt runter, habe für den FFV Sportfreunde 1904 Frankfurt in der Verbandsliga gespielt. Danach wollte ich aber unbedingt zu Kickers Offenbach wechseln.
Warum?
Kovacic: Ich bin in Offenbach aufgewachsen, habe schon als kleiner Junge bei den Kickers im Fanblock gestanden und deshalb eine besondere Bindung zum Verein. Es war immer ein Traum von mir, für den OFC zu spielen. Irgendwie schließt sich jetzt der Kreis. Ich bin dankbar und glücklich, dass es geklappt hat.
Mit welchen persönlichen Ambitionen waren Sie denn zum OFC gewechselt?
Kovacic: Es war klar, dass ich erst einmal für die zweite Mannschaft eingeplant war. Natürlich denkt man ein bisschen daran, es vielleicht auch in den Profikader zu schaffen. Von daher wollte ich mich schon empfehlen. Ich hätte damals sicherlich nicht gedacht, dass es so schnell gehen könnte. Ich weiß aber, dass Leistung belohnt wird. Das war bei mir der Fall. Im Januar durfte ich beim OFC einen Vertrag unterschreiben. Ich will mit kleinen Schritten zum Erfolg kommen und mich über so viel Spielzeit wie möglich weiterentwickeln.
Leben Sie also momentan Ihren Traum?
Kovacic: Das kann man so sagen. Ich bin sehr dankbar, dass ich das erleben darf und den Sprung von der "Zwoten" in das Regionalliga-Team geschafft habe. Alle unterstützen mich und schenken mir Vertrauen.
Wie groß ist die Umstellung, plötzlich gleich um drei Ligen höher zu spielen?
Kovacic: Die Zweikämpfe sind härter und körperbetonter, das Spieltempo ist wesentlich höher. Von daher ist vor allem auch eine viel größere Handlungsschnelligkeit gefragt. Wenn man zu lange überlegt, ist der Ball auch schon wieder weg. Aber ich habe mich den Gegebenheiten angepasst, komme ganz gut zurecht.
Und wie empfinden Sie es, jetzt vor großen Kulissen zu spielen?
Kovacic: Ob die Gegner nun in der Gruppenliga Germania Großkrotzenburg und VfR Kesselstadt oder jetzt in der Regionalliga Südwest FSV Frankfurt und KSV Hessen Kassel heißen, spielt für mich keine große Rolle. Ich will grundsätzlich immer gewinnen und mit der gleichen Einstellung in jedes Spiel gehen. Aber klar: Die Anspannung ist schon eine andere, ob ich vor 100 Zuschauern in der Gruppenliga oder vor 8000 Fans im Stadion am Bieberer Berg auflaufe.
Am Freitag kommt es zum Duell mit dem FC 08 Homburg. Wie heiß sind Sie auf Ihren ersten Treffer in der Regionalliga?
Kovacic: Ich bin noch nicht lange oben dabei, freue mich auf jedes Spiel. Hoffentlich bekomme ich wieder die Möglichkeit, mich zu zeigen. Ich werde mich deshalb aber nicht unter Druck setzen. Ich werde wieder mein Bestes geben, würde mich über einen Treffer aber selbstverständlich riesig freuen.
Werden Sie denn noch weiterhin für die "Zwote" spielen, um Ihre Chance auf die Torjägerkanone zu wahren?
Kovacic: Sollte ich nicht im Regionalligakader stehen, dann laufe ich sehr gerne für die zweite Mannschaft auf und versuche, Treffer zum Erfolg beizusteuern. Das hat aber nichts mit der Torjägerkanone zu tun. Vielmehr ist das Team Tabellenführer und hat damit gute Chancen, in die Verbandsliga aufzusteigen. Am Sonntag habe ich nach meinem Startelfeinsatz in Freiberg als Zuschauer beim 4:1-Erfolg im Stadtderby gegen unseren Lokalrivalen OSC Rosenhöhe die Daumen gedrückt. Aber jeder Fußballer will Profi werden. Sollte es mir gelingen, mich beim OFC in der Regionalliga Südwest durchzusetzen, würde ich das sofort gegen den möglichen Gewinn der Torjägerkanone für alle eintauschen.