Kölns ältester internationaler Fußballverein

Der Ideal C.F. Casa de Espana ist der älteste noch aktive ausländische Fußballverein in Köln. FUSSBALL.DE hat den Klub vor Ort besucht und mit dem 1. Vorsitzenden Manuel Sanchez gesprochen.

Der Kontrast könnte an diesem Dienstagabend auf der Anlage von Casa de Espana in Köln kaum krasser sein: Die grellen Flutlichter strahlen unnatürlich hell vor dem wolkenverhangenen Dezemberhimmel. Das Wetter ist ungemütlich. Es ist kalt, windig, eben hat es noch geregnet. Den Fußballern, die auf dem Kunstrasen trainieren, ist das völlig egal. Sie sind dick eingepackt, sie gehen ihrem großen Hobby nach. Am kommenden Wochenende steht das nächste Spiel auf dem Programm, das sie unbedingt gewinnen wollen.

"Wir helfen bei der Integration"

Das Szenario ist also ziemlich ähnlich wie an einem beliebigen Wochentag auf einem der unzähligen Fußballplätze in ganz Deutschland. Eine Sache ist aber doch besonders: Hier ist der älteste noch aktive internationale Fußballverein in Köln zuhause. Casa Espana existiert seit 1961, seit 1967 ist der Klub auch im offiziellen Spielbetrieb des Kreises Köln dabei. Gegründet wurde der Klub von spanischen Migranten, die gemeinsam Fußball spielen wollten. Heute ist der Verein eine multikulturelle Gemeinschaft im besten Sinne. Spanier, Deutsche, Türken, Italiener, Menschen verschiedenster religiöser Ansichten, Berufsstände und sexueller Orientierungen kommen hier zusammen, um Fußball zu spielen. Das sportliche Aushängeschild des Vereins sind derzeit die Frauenmannschaft, die in der Mittelrheinliga aktiv ist, und das Männerteam in der Kreisliga A.

"Unsere Wurzeln sind spanisch, aber wir haben uns längst auch für alle anderen geöffnet, die gerne mit uns Fußball spielen wollen"

Auch Manuel Sanchez ist da und sitzt im Vereinsheim. Der 61-Jährige ist Trainer der ersten Herrenmannschaft, die in der Kreisliga spielt, und gleichzeitig 1. Vorsitzender. Sanchez sagt: "Unsere Wurzeln sind spanisch, aber wir haben uns längst auch für alle anderen geöffnet, die gerne mit uns zusammen Fußball spielen wollen. Hier ist jede und jeder herzlich willkommen. Bei uns sind Wertschätzung, Respekt und Gemeinschaftsgefühl mindestens genauso wichtig wie der sportliche Erfolg. Diese Einstellung leben wir auf und neben dem Platz."

Die Verantwortlichen von Casa Espana sind sich auch ihrer sozialen Verantwortung bewusst. "Es kommen immer wieder Menschen aus anderen Ländern zu uns, die ganz neu in Köln sind und Anschluss suchen", sagt Sanchez. "Wir sind da und helfen gerne bei der Integration. Viele von uns sind über die Gemeinschaft bei Casa Espana in Köln heimisch geworden. Der Fußball ist ein perfektes Mittel, um Freundschaft und Anschluss in einer fremden Umgebung zu finden."

Bei Casa Espana kommt noch dazu, dass sich die Anlage des Vereins an einem ganz besonderen Ort in Köln befindet: Die Uni ist nur drei Minuten zu Fuß entfernt, entsprechend finden auch immer wieder Studierende den Weg in den Verein. Der Kunstrasenplatz grenzt direkt an die Zülpicher Straße, die jede und jeder kennt, der schon mal in Köln war. Hier treffen sich abends die Studierenden, um das Leben zu feiern. Aber hier treffen sich auch an Karneval jedes Jahr Zehntausend junge Menschen. Und mittendrin: der älteste aktive internationale Fußballverein Kölns.

Paella und spanisches Bier

An diesem Dienstagabend, der so gar nicht zum Verweilen einlädt, trainiert Sanchez mit der ersten Mannschaft. Man merkt direkt, dass das eine eingeschworene Gemeinschaft ist, die gerne hier zusammenkommt. "Wir haben Spieler dabei, die gar nicht in Köln wohnen und trotzdem bei uns Fußball spielen wollen", sagt Sanchez. "Das ist für uns immer das größte Kompliment, weil es uns zeigt, dass wir offenbar vieles richtig machen."

Inzwischen kann der Verein nach einigen Jahren des Aufbaus auch wieder auf eine starke Nachwuchsarbeit verweisen. Zur Saison 2025/2026 wird der Klub in allen Altersklassen - bis auf die A-Junioren - mit mindestens einer Mannschaft im Spielbetrieb vertreten sein. Der Ansturm auf den spanisch geprägten Verein war zeitweise so groß, dass temporär sogar Aufnahmestopp herrschte. "Wir haben wie so viele Vereine in einer Großstadt einfach ein Platzproblem", so Sanchez. "Wir trainieren und spielen und einer Anlage mit einem Kunstrasenplatz. Und den müssen wir uns auch noch mit einem anderen Klub und der Uni Köln teilen. Das ist wirklich sehr herausfordernd. Wir sind zuversichtlich, hier mittelfristig eine Lösung zu finden."

Obwohl sich Casa Espana schon längst nicht mehr als rein spanischer Fußballverein sieht, ist es den Verantwortlichen wichtig, die Tradition aufrecht zu erhalten. Die Gastronomie wird beispielsweise von einem Spanier betrieben, der landesübliche Getränke und Speisen im Angebot hat. An besonderen Tagen wird Paella zubereitet, es gibt die spanische Wurst Chorizo und landestypisches Bier. Auch das macht den Ideal C.F. Casa de Espana so besonders.

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Sanchez: "Wertschätzung, Respekt und Gemeinschaftsgefühl sind genauso wichtig wie der sportliche Erfolg."

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"Wir sind da und helfen gerne bei der Integration": Sanchez und Ideal C.F. Casa de Espana.

Autor*in
Autor/-in: Martin Schwartz