Herr Eberlein geht, anstatt zu rennen
"A gentleman will walk but never run", hat Sting mal gesungen. Für die Jüngeren im Saal, der war mal Leadsänger einer Band namens Police. Jünger als Herr Eberlein sind inzwischen fast alle. Der Zweitälteste in seiner Mannschaft, aber der fehlt heute, ist 75. Gegenüber ihm also ein Frischling. Edmund Eberlein ist 86 Jahre alt. Mit 84 Jahren, da ist man auch schon kein Frischling mehr, hat er angefangen, beim SV Frensdorf Walking Football zu spielen. Er und seine "Jungs" besuchten den DFB-Campus, bekamen eine Führung und trafen zufällig noch Bernd Neuendorf und Kevin Trapp.
In den Twens von Herrn Eberlein, das waren die 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts, als er seine Lehre als Speditionskaufmann beendet hatte, schaltete Deutschland in den dritten Gang. Erst das Wunder von Bern, dann das Wirtschaftswunder. Herr Eberlein war eher selten zu Hause. Wenn die Lastwagen später reinkamen. Was will man machen. Fürs Fußballspielen fehlte die Zeit. Dem Ball hinterhergerannt ist er also nie. Wie die Hauptfigur in Stings Song bevorzugt Edmund Eberlein das Gehen.
"Ich fühle mich wohl und gesund"
Rund 400 Vereine haben inzwischen eine Abteilung für Walking Football. Ein Wachstumsmarkt. In der Regel wird Walking Football sechs gegen sechs mit kleineren Toren und ohne Torwart gespielt. Die Spieler dürfen weder rennen noch laufen. Der Ball darf nur flach gepasst werden. Grätschen, Ziehen, Halten - alles verboten.
"Manchmal tut nach einer Trainingseinheit der Rücken etwas weh, aber am nächsten Tag geht es wieder"
"Ich fühle mich wohl und gesund", erzählt Edmund Eberlein. "Manchmal tut nach einer Trainingseinheit der Rücken etwas weh, aber am nächsten Tag geht es wieder. Mir macht es Spaß, und die dritte Halbzeit ist auch wichtig."
Nachdem er den Prostatakrebs überstanden hatte, starb seine Frau. Der SV Frensdorf ist ihm nun auch ein Stück Zuhause. 2023 war keiner zuverlässiger, Herr Eberlein verpasste kaum eine der 14-tägigen Trainingseinheiten. Die Kreisligamannschaft darf bei allen Heim- und den meisten Auswärtsspielen auf seinen Support bauen.
Im Spiel trägt er die 7. Serge Gnabry. Kai Havertz. Passt, denn er ist ein Torjäger. "Wenn eine Gelegenheit da ist, sollte man sie nutzen." Das stimmt, und mit 86 Jahren noch ein wenig mehr. Edmund Eberlein tut sich selbst etwas Gutes. Für die müden Knochen, gegen die müde Seele. Seine Teamkollegen und dem ganzen Verein dient er als Inspiration. Denn Herr Eberlein ist ein Vorbild. Um's mit Sting zu sagen: "He's the hero of the day."