Gommersdorf: "Unmöglich ist gar nichts mehr"

Die etwa 650 Einwohner von Gommersdorf, einem Stadtteil von Krautheim (Hohenlohekreis an der Jagst) im Nordosten von Baden-Württemberg, dürfen vom DFB-Pokal träumen. Der Siebtligist VfR Gommersdorf steht nach dem sensationellen 1:0 gegen den SV Waldhof Mannheim aus der 3. Liga im Halbfinale um den badischen Verbandspokal. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht Spielertrainer Manuel Hofmann (34) über den Erfolg.

FUSSBALL.DE: Haben Sie schon Worte für das, was Ihrem Team gegen den haushohen Favoriten SV Waldhof gelungen ist, Herr Hofmann?

Manuel Hofmann: Es ist immer noch unglaublich, dass wir die Sensation geschafft haben. Im Vorfeld hatten wir natürlich schon ein wenig die Hoffnung und den Glauben, ins Halbfinale einziehen zu können. In einem Spiel ist schließlich sehr viel möglich. Wir waren uns aber darüber im Klaren, dass alles passen muss, um einen vier Ligen höher spielenden Gegner zu besiegen. Und so war es dann tatsächlich auch.

Wie viele Nachrichten haben Sie nach der Partie erreicht?

"Am Finaltag der Amateure live in der ARD übertragen zu werden - das wäre unglaublich"

Hofmann: Unzählige. Und es kommen auch noch weiterhin Glückwünsche über alle möglichen Kanäle bei mir an. Wenn ich ehrlich bin, kam ich noch gar nicht dazu, allen zu antworten.

Auf dem Weg ins Viertelfinale war mit dem Verbandsligisten FC Bammental bereits ein höherklassiger Klub bezwungen worden. Hatten Sie das auch gegen einen Drittligisten für möglich gehalten?

Hofmann: Die Hoffnung war auf jeden Fall da. Ich hatte meinen Spielern auch gesagt, dass wir fest an den Halbfinaleinzug glauben müssen - so minimal die Chance darauf vielleicht auch ist. Wir hatten selbst schon Ligaspiele, in denen wir vor dem gegnerischen Tor fast schon verzweifelt sind. Dieses Mal erging es Waldhof Mannheim gegen uns so.

Wurden vor dem Pokalspiel gegen den SV Waldhof besondere Maßnahmen ergriffen?

Hofmann: Wir haben in der Woche vor dem Spiel ganz normal zwei Trainingseinheiten bestritten. Je nachdem, an welchem Wochentag unser Spiel stattfindet, trainieren wir manchmal auch dreimal. Inhaltlich hatten wir vor allem ein Augenmerk darauf gerichtet, wie wir uns am besten aus Drucksituationen befreien zu können. Sonst war vor dem Pokalspiel viel zu organisieren, das gesamte Dorf hat dabei mitgeholfen. Insgesamt waren bestimmt 120 freiwillige Helfer im Einsatz. Umso schöner war es, dann auch eine Kulisse von mehr als 800 Zuschauern zu haben. Das sind mehr, als unser Dorf Einwohner hat.

Wie war die letztlich die Überraschung möglich?

Hofmann: Die Jungs haben ihr Herz auf dem Platz gelassen und sind über sich hinausgewachsen. Einige unserer Verteidiger waren teilweise zwei Köpfe kleiner als Waldhof-Mittelstürmer Terrence Boyd, konnten aber dennoch wichtige Kopfballduelle für sich entscheiden. Wir hatten außerdem mit Nils Leidenberger einen überragenden Torhüter, waren aber auch selbst mutig genug, um den Gegner immer wieder mit Nadelstichen zu nerven. Je länger es 0:0 stand, umso mehr ist das Publikum mit dem Geschehen auf dem Platz mitgegangen.

Was ist Ihnen beim Treffer von Jan Reuther durch den Kopf gegangen?

Hofmann: Das war ein unglaublicher Moment. Ich habe mir das Tor auch im Nachgang schon mehrmals auf Video angeschaut. (lacht) Das war einer dieser angesprochenen mutigen Momente. Wir sind gut nachgerückt und hatten gleich drei Spieler im gegnerischen Strafraum. Dass Jan dann mit einer perfekten Direktabnahme trifft, ist bezeichnend dafür, dass bei uns alles gepasst hat. Seinen ersten Treffer in dieser Saison hatte er sich scheinbar extra für den Pokal aufgehoben.

Sie sind Spielertrainer des Teams, waren früher selbst in der Regionalliga aktiv. Wie sehr hatte Sie es in den Füßen gejuckt, selbst auf dem Platz zu stehen?

Hofmann: Schon sehr stark, wenn ich ehrlich bin. Ich habe meinen Spielern dieses Erlebnis aber noch mehr gegönnt als mir selbst. Ich hätte mich zwar einwechseln können. Die Jungs hatten es allerdings so gut gemacht, dass ich nichts verändern wollte.

Wie lange wurde der Halbfinaleinzug noch gefeiert?

Hofmann: Bis zum nächsten Morgen. (lacht) Rund um unser Vereinsheim waren die Essens- und Getränkestände weiterhin aufgebaut. Wir hatten bei dem einen oder anderen Kaltgetränk und lauter Musik eine schöne Sommernacht.

Was rechnen Sie sich nun für den weiteren Wettbewerb aus?

Hofmann: Man träumt natürlich davon, erneut weiterzukommen und am Finaltag der Amateure live in der ARD übertragen zu werden - das wäre unglaublich. Schließlich ist schon der Einzug in das Halbfinale der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte.

Unter Umständen ist sogar die erstmalige Qualifikation für den DFB-Pokal nur noch einen Sieg entfernt!

Hofmann: Das stimmt. Dafür müsste der SV Sandhausen in der 3. Liga unter den besten vier Teams landen, was sicherlich nicht unmöglich ist, und ebenfalls in das Finale einziehen. Das war bei uns natürlich bereits ein Thema. Unabhängig davon aber, auf wen wir im Halbfinale treffen werden, erwartet uns allerdings erneut ein äußerst schweres Spiel. Die Partie gegen den SV Waldhof hat aber gezeigt: Unmöglich ist jetzt gar nichts mehr.

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Spielertrainer Manuel Hofmann: "Die Jungs haben ihr Herz auf dem Platz gelassen."

Autor*in
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW

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