Felix Casalino: Vereinssuche auf YouTube
Für Felix Casalino, Angreifer der SG Wattenscheid 09 in der Oberliga Westfalen, beginnt bald ein neuer Abschnitt. Der 25 Jahre alte Offensivspieler und Fußball-Influencer, der über seine Social-Media-Kanäle fast eine Million Nutzer erreicht, verlässt das Ruhrgebiet und begleitet seine Partnerin und Nationalspielerin Elisa Senß, die von Bayer 04 Leverkusen zu Eintracht Frankfurt wechselt, nach Hessen. Dort will Casalino ebenfalls am Ball bleiben und hat bei der Suche nach einem künftigen Verein sogar seine Community eingebunden. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht er über diese Aktion - und über Begegnungen mit Kai Havertz, Philipp Lahm und Ronaldinho.
FUSSBALL.DE: Wie schwer wird Ihnen nach vier Jahren bei der SG Wattenscheid 09 der Abschied fallen, Herr Casalino?
Felix Casalino: Das wird schon nicht einfach. Ich habe in dieser Zeit viel erlebt - Höhen und auch Tiefen. Auch diese Saison war turbulent, wir haben lange gegen den Abstieg gespielt. Neben dem Trainer wird auch der Sportchef den Verein verlassen. Dass ich nun gehe, liegt aber nicht an der SGW, sondern hängst mit meinem weiteren Lebensweg zusammen. Durch den Umzug mit Elisa nach Frankfurt ist es logistisch nicht machbar, beim Training in Wattenscheid dabei zu sein.
Gibt es einen Moment, der Ihnen besonders in Erinnerung bleiben wird?
"Ich bin oft bei Heimspielen von Borussia Dortmund einer von 80.000 Zuschauern - meine Followeranzahl ist zehnmal so groß, das ist Wahnsinn"
Casalino: Eindeutig der Aufstieg 2022 in die Regionalliga West. Zwei Jahre nach der Insolvenz hatten uns viele nicht auf dem Schirm. Dann das entscheidende Spiel um den Aufstieg vor fast 10.000 Leuten im Lohrheidestadion zu bestreiten, war unglaublich. Auch einige Mitspieler, die zuvor während ihrer Karrieren schon mal aufgestiegen waren, hatten nichts Vergleichbares erlebt.
Mehr als 800.000 Menschen haben Ihren Tiktok-Account "felix casa" abonniert. Hinzu kommen noch über 100.000 Follower bei Instagram und fast 50.000 Abonnenten auf YouTube. Ist Ihnen bewusst, wie viele Leute Sie erreichen?
Casalino: Das ist eine Größenordnung, die man wohl nie so richtig realisieren wird. Ich bin oft bei Heimspielen von Borussia Dortmund einer von 80.000 Zuschauern. Meine Followeranzahl ist noch zehnmal so groß. Das ist Wahnsinn. Wenn ich auf der Straße oder bei Fußballspielen wegen meiner Videos erkannt werde und nach einem Foto gefragt werde, sind das Momente, in denen ich meine Reichweite erahnen kann. Ich freue mich, dass ich so vielen Menschen Freude und Unterhaltung bieten kann.
Sie haben Ihre Community dazu aufgerufen, Vereine aus dem Raum Frankfurt als Ihre neue Station als Fußballer vorzuschlagen. Wie fiel bisher die Resonanz aus?
Casalino: Ich habe sehr viele Vorschläge bekommen. So hatte ich mir das auch vorgestellt. Natürlich waren da teilweise auch Wünsche von Nachwuchsspielern dabei, die hoffen, dass ich mich ihrem Verein anschließe. Es haben sich aber auch einige konkrete Optionen ergeben, weil sich die Aktion auch bis zu einigen Vereinsverantwortlichen herumgesprochen hat und daraufhin mit mir Kontakt aufgenommen wurde. Zwei, drei Vereine sind bislang in der engeren Auswahl, die ich mir auch noch vor Ort anschauen werde. Denn klar ist: Ich will mich nicht nur sportlich, sondern auch mit meiner medialen Tätigkeit beim neuen Verein wohl fühlen.
Wie ist es, wenn die Freundin deutsche Nationalspielerin ist?
Casalino: Es ist erst einmal eine super Sache, wenn die Partnerin der gleichen Leidenschaft nachgeht wie man selbst. Wir hatten uns sogar zu Beginn meiner Zeit bei der SG Wattenscheid 09 über den Fußball kennengelernt, weil Elisa eher zufällig ein Spiel von mir verfolgt hatte. Schon den Wechsel von der SGS Essen zu Bayer 04 Leverkusen hatte sie mit Bravour gemeistert und wurde dort sogar schnell Kapitänin. Dazu kamen dann auch noch das Debüt in der Frauen-Nationalmannschaft und nun die Chance, künftig mit Eintracht Frankfurt in der nächsten Saison in der UEFA Womens' Champions League zu spielen. Ich bin unfassbar stolz auf Elisa und glücklich, sie bei diesem Weg begleiten zu können.
Wäre es nicht eine Option, ebenfalls zu Eintracht Frankfurt zu wechseln?
Casalino: Für Elisa und mich wäre es sicherlich kein Ausschlusskriterium, im gleichen Verein zu spielen. In der zweiten Mannschaft der Eintracht würde ich allerdings nicht mehr unter die U 23-Regelung fallen. Und bei den älteren Spielern geht der Blick vermutlich auf Akteure, die mehr Erfahrung besitzen. Grundsätzlich würde ich es mir aber definitiv zutrauen, mich in der Regionalliga Südwest durchzusetzen.
In Ihren Videos zeigen Sie unter anderem technisch äußerst anspruchsvolle Fußballerübungen. Warum sind Sie nicht selbst im Profibereich aktiv?
Casalino: Ich bin der Meinung, dass alles aus einem gewissen Grund passiert. Für den Schritt zum Profi braucht es auch ein wenig Glück. Zum Beispiel können einen Verletzungen schnell zurückwerfen. Ich bin sehr zufrieden damit, dass ich auch als Oberligakicker mein Geld mit Fußball verdienen kann. Die berufliche Laufbahn, die ich mir über sieben, acht Jahre Selbstständigkeit im Social-Media-Bereich aufgebaut habe, würde ich nicht mehr hergeben wollen.
Wie hat denn alles angefangen?
Casalino: Irgendwann hatten Freunde und ich damit begonnen, uns beim Kicken auf dem Bolzplatz zu filmen. Wenn Schüsse im Winkel gelandet waren, haben wir das Video davon hochgeladen. Die Idee war damals noch neu, auf den Plattformen sind wir unfassbar schnell gewachsen. Mit der Zeit wurde nicht nur unsere Ausstattung, sondern auch die Gestaltung unserer Videos immer besser.
Sie haben unter anderem schon mit EM-Turnierdirektor Philipp Lahm oder Nationalspieler Kai Havertz gedreht. Was war Ihre vielleicht außergewöhnlichste Begegnung?