FC Hennef 05: U 19 im "Konzert der Großen"
Als einer von insgesamt nur vier Oberligisten in ganz Deutschland hat der FC Hennef 05, dessen erste Mannschaft in der Mittelrheinliga kickt, mit seiner U 19 den Sprung in die neue DFB-Nachwuchsliga geschafft. Trainer des Teams ist Maxwell Lunga (60), der vor einigen Jahren schon die Hennefer U 17 über mehrere Spielzeiten in der damaligen West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga halten konnte.
Im FUSSBALL.DE -Interview spricht Lunga, der aus Simbabwe stammt, über die Herausforderungen, die Saisonziele und die Vorfreude auf die Duelle mit Profiklubs.
FUSSBALL.DE: Die U 19 des FC Hennef 05 spielt erstmals in der Vereinsgeschichte in Deutschlands höchster Spielklasse. Wie sehr fiebern Sie bereits dem Saisonstart entgegen, Herr Lunga?
Maxwell Lunga: Ich bin begeistert und angespannt zugleich. Die Vorbereitung war gut, die Jungs gehen mit voller Vorfreude an die Aufgabe heran, ziehen im Training gut mit.
"Jedes Heimspiel ist für unseren kleinen Verein definitiv ein Highlight. Mit dem Aufstieg in die DFB-Nachwuchsliga hat unsere U 19 Historisches erreicht"
Ihr Team startet am 3. August um 11 Uhr mit einem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach. Was hat sich Ihre Mannschaft vorgenommen?
Lunga: Wir gehen nicht nur gegen Borussia Mönchengladbach, sondern fast in jeder Partie als krasser Underdog in die Partie. Wir können befreit aufspielen, haben nichts zu verlieren und wollen die großen Vereine möglichst ärgern.
Ist nun jedes Spiel für FC Hennef 05 ein Fußballfest?
Lunga: Jedes Heimspiel ist für unseren kleinen Verein definitiv ein Highlight. Mit dem Aufstieg in die DFB-Nachwuchsliga hat unsere U 19 Historisches erreicht. Wir wollen uns dort so gut wie möglich präsentieren.
Wie kann ein kleiner Klub wie FC Hennef 05 im "Konzert der Großen" überhaupt mithalten?
Lunga: Wir leisten bereits seit vielen Jahren gute Nachwuchsarbeit, waren schon vor zwei Jahren mit der U 19 knapp am Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga gescheitert. Damals war die Qualität unsere Spieler noch nicht ausreichend. Unsere Scoutingabteilung arbeitet hart, sichtet viele Spieler, für die es bei den großen Vereinen in unserer Umgebung nicht weitergeht. Bei uns werden sie dann oft zu Leistungsträgern.
Was halten Sie grundsätzlich von der neu geschaffenen DFB-Nachwuchsliga, in der Bundesligisten und Amateurvereine von Beginn an in einer Liga an den Start gehen?
Lunga: In unserer Vorrundengruppe sind mit dem 1. FC Kaiserslautern und dem SV Wehen Wiesbaden auch zwei Mannschaften am Start, gegen die wir früher nie gespielt hatten. Im späteren Saisonverlauf können wir noch auf einige weitere unbekannte Gegner treffen. Das finde ich super. Von den Lizenzvereinen, die alle über ein lizenziertes Nachwuchsleistungszentrum verfügen, unterscheidet uns, dass wir nicht automatisch für die DFB-Nachwuchsliga qualifiziert sind, sondern uns die Teilnahme immer wieder sportlich verdienen müssen. Das ist für einen kleinen Verein wie den FC Hennef 05 alles andere als selbstverständlich. Wir müssen in allen Bereichen mehr arbeiten als die Konkurrenz, weil wir nicht über so gute Rahmenbedingungen wie die Profiklubs verfügen.
In der DFB-Nachwuchsliga können Sie nun pro Partie statt fünf bis zu sieben Einwechslungen vornehmen. Wo liegen für Sie als Trainer die Vorteile?
Lunga: Wenn etwas nicht funktioniert, kann man als Trainer sofort reagieren und das System umstellen. Außerdem steigt bei den Spielern, die durch diese Regeländerung auf mehr Wettkampfpraxis kommen, auch die Motivation. Daher begrüße ich das sehr.
Wie zuversichtlich sind Sie, dass sich der FC Hennef 05 auch für die Folgesaison einen Startplatz in der DFB-Nachwuchsliga sichern kann?
Lunga: Wir werden alles geben, damit wir dieses Ziel erreichen. Zwar wird es extrem schwierig, uns bei starken Gegnern wie Bayer 04 Leverkusen, dem 1. FC Köln oder eben Borussia Mönchengladbach für die Liga A zu qualifizieren. Sollte es für uns nach der Winterpause in Liga B weitergehen, werden wir jedoch einen der ersten vier Plätze in unserer Gruppe anstreben, um damit den Klassenverbleib zu schaffen.
Wie sehr profitiert die erste Mannschaft, die in der fünftklassigen Mittelrheinliga spielt, von der guten Nachwuchsarbeit?
Lunga: Mit Krrylo Mogylevets, Denys Pinchuk, Lukas Kubek, Deniz Gönen und Yegor Kokot sind für die neue Saison bereits fünf Spieler aus der U 19 in den Kader der ersten Mannschaft aufgerückt. Von daher ist die Durchlässigkeit beim FC Hennef 05 sehr gut. Daran wollen wir auch in den nächsten Jahren anknüpfen.
Sie sind seit vielen Jahren mit großem Erfolg für FC Hennef 05 im Nachwuchsbereich tätig. Wollen Sie nicht auch mal Cheftrainer ersten Mannschaft werden?
Lunga: Wollen würde ich vielleicht schon. Bislang habe ich aber noch kein entsprechendes Angebot bekommen. (lacht) Eines Tages die Herrenmannschaft beim FC Hennef 05 zu trainieren, würde mich schon reizen. Ich bin sehr lange im Verein, kenne viele Leute. Die Tätigkeit in der Nachwuchsabteilung bereitet mir aber auch große Freude.
Was gefällt Ihnen an der Arbeit mit Jugendlichen besonders?
Lunga: Die Spieler sind mit einer ausgezeichneten Einstellung bei der Sache und zeigen mir das auch in jedem Training. Die Jungs leben noch ihren Traum vom Profifußball. Es macht einfach Spaß, mit motivierten Menschen zu arbeiten.
Ihr Sohn Kelvin wurde ebenfalls beim FC Hennef 05 ausgebildet, hat sich in der Regionalliga West beim SV Rödinghausen, Rot-Weiß Oberhausen und aktuell beim 1. FC Bocholt einen Namen gemacht. Was muss ein junger Spieler mitbringen, um sich im Herrenbereich durchzusetzen?
Lunga: Ohne Fleiß kein Preis. Ein junger Spieler darf sich nicht mit dem Mannschaftstraining zufriedengeben, sondern muss durch zusätzliche Extraschichten an seinen Schwächen arbeiten und immer mehr machen als die Teamkollegen. Kelvin haben zwei Kreuzbandrisse zurückgeworfen, sonst hätte er noch höherklassiger spielen können. Dennoch bin ich sehr stolz auf meinen Sohn.