Fabian Diedrich: Zehnerpack in 50 Minuten

Als erster Spieler im deutschen Amateurfußball erzielte Fabian Diedrich vom TSV 1908 Neubrunn in der noch jungen Saison 2024/2025 zehn Treffer in einem Spiel. Dabei wurde die Partie gegen den LSV "Rhönpforte" Melkers in der 1. Kreisklasse Rhön-Rennsteig in Thüringen sogar noch vorzeitig beim Stand von 19:0 beendet. Gerade einmal 50 Minuten reichten Diedrich jedoch für einen Zehnerpack. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der 26 Jahre alte Justizvollzugsbeamte über seine Quote, die Torjägerkanone für alle und Idol Marco Reus.

FUSSBALL.DE: Sie haben als erster Fußballer in Deutschland in der noch jungen Saison zehn Treffer in einem Spiel erzielt. Wie haben Sie das hinbekommen, Herr Diedrich?

Fabian Diedrich: Ich bin ehrlich: Eigentlich hätte ich sogar noch mehr Tore machen müssen, aber meine Chancenverwertung lag nicht bei 100 Prozent. Ich bin sehr oft ganz alleine auf den Torwart zugelaufen, habe mir in einigen Szenen zu viele Gedanken gemacht.

Gab es eine besondere Vorbereitung auf den Saisonstart?

"Eigentlich hätte ich sogar noch mehr Tore machen müssen, aber meine Chancenverwertung lag nicht bei 100 Prozent"

Diedrich: Vor dem Spiel hatte ich mir vorgenommen, mindestens zwei Tore zu erzielen. Dass es dann gleich zehn Treffer werden, damit hatte ich nicht gerechnet. Grundsätzlich mache ich sehr viel für mich, gehe joggen, bin viel mit dem Fahrrad unterwegs und achte auf meine Ernährung. Außerdem habe ich auch einen sehr fußballfreundlichen Job.

Das müssen Sie näher erläutern.

Diedrich: Gerne. Ich bin Justizvollzugsbeamter, arbeite in der JVA Untermaßfeld im Regelvollzug, kümmere mich dort um die Insassen. Mein Vorgesetzter ist ebenfalls sehr fußballbegeistert und ermöglicht mir bei der Gestaltung der Dienstpläne, dass ich meinem Hobby regelmäßig nachgehen kann.

In der abgelaufenen Spielzeit war der TSV 1908 Neubrunn mit nur 37 erzielten Toren aus der Kreisliga abgestiegen. Was zeichnet Ihr Team in dieser Saison besonders aus?

Diedrich: Wir sind ein eingeschworener Haufen, unternehmen sehr viel zusammen und wollen unbedingt den direkten Wiederaufstieg schaffen. Die Jungs verlassen sich darauf, dass ich die Dinger vorne versenke. (lacht) Jeder Einzelne macht seinen Job für das Team.

Wie ist Ihre persönliche Leistungsexplosion zu erklären, nachdem Sie in der zurückliegenden Spielzeit nur viermal getroffen hatten?

Diedrich: Ich bin erst im Winter zu meinem Heimatverein zurückgekehrt. Danach hatte ich mir eine schwere Knieverletzung zugezogen, war insgesamt ein halbes Jahr raus und konnte dem Team im Abstiegskampf nicht mehr helfen. Jetzt bin ich wieder fit. Außerdem ist es - zugegeben - eine Liga tiefer schon ein wenig einfacher, Tore zu erzielen.

Wie würden Sie Ihre besonderen Qualitäten beschreiben?

Diedrich: Ich bin extrem ehrgeizig, kopfballstark, zielstrebig und - zumindest meistens - relativ cool vor dem Tor. Wenn ich noch an meiner Schnelligkeit arbeite, dann habe ich es wesentlich einfacher. (lacht)

Sollten Sie weiterhin so treffsicher sein, hätten Sie keine schlechten Chancen, sich die Torjägerkanone für alle in der 10. Liga zu sichern. Was würde Ihnen der Gewinn der Trophäe bedeuten?

Diedrich: Sollte ich gewinnen, dann würde mich das mächtig stolz machen. Davon könnte ich noch meinen Enkelkindern erzählen. Ich habe zu Hause ein Fußballzimmer, würde die Trophäe in meine Vitrine zu den anderen Pokalen stellen.

Wie viele Tore haben Sie sich für diese Spielzeit vorgenommen?

Diedrich: Nach meinem guten Saisonstart habe ich mir nun 40 Tore fest vorgenommen. Wenn es mehr werden sollten, habe ich aber auch nichts dagegen. (lacht)

Wie sehr haben Sie es vor diesem Hintergrund bedauert, dass die Partie wegen fehlender Ersatzspieler des Gegners vom Schiedsrichter vorzeitig beendet wurde?

Diedrich: Es war für uns natürlich schade, dass die Partie nicht über die volle Distanz ging. Sonst hätte ich mit Sicherheit noch drei bis vier Buden mehr gemacht. (lacht) Aber es stand 19:0 für uns, der Gegner hatte drei verletzte Spieler und nicht genügend Auswechselspieler auf der Bank. Von daher war es sportlich nicht besonders sinnvoll, noch weiterzuspielen.

Haben Sie Vorbilder, an denen Sie sich orientieren?

Diedrich: Ich bin leidenschaftlicher Fan von Borussia Dortmund. Mein großes Vorbild ist Marco Reus, der jetzt leider nicht mehr für den BVB spielt. Ich habe ihn persönlich kennengelernt, war sogar zuletzt beim Champions-League-Finale in London mit dabei. Ich bin BVB-Mitglied und schaue mir trotz der Entfernung in jeder Saison sechs bis zehn BVB-Heimspiele im Fußballtempel an.

Wie lauten Ihre persönlichen und die Saisonziele mit dem TSV 1908 Neubrunn?

Diedrich: Das klare Ziel mit dem Team ist der Aufstieg, da sehe ich sehr gute Chancen. Natürlich möchte ich jetzt auch die Torjägerkanone für alle gewinnen.

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Fabian Diedrich: "Mein großes Vorbild ist Marco Reus."

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"Das klare Ziel mit dem Team ist der Aufstieg": Fabian Diedrich und der TSV 1908 Neubrunn.

Autor*in
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW

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