"Es hätten deutlich mehr Tore sein können"
Viktoria Wolters ist Stürmerin bei der DJK Rhenania Kleve in der Kreisliga. In 15 Begegnungen sind der 32-Jährigen bereits 48 Treffer gelungen. Wie ist das möglich? Und kann sie in dieser Saison sogar die 100-Tore-Marke knacken und die Torjägerkanone für alle gewinnen?
Viktoria Wolters möchte das Thema am liebsten gar nicht größer machen, als es ist. 48 Tore? "Es hätten sogar noch deutlich mehr sein können." In 15 Begegnungen? "Ja, das ist schön und gut." Ein Schnitt von etwas über drei Treffern pro Partie? "Das liegt auch daran, dass ich tolle Mitspielerinnen habe, die mich perfekt einsetzen." Ihre Bescheidenheit in allen Ehren. Aber eine besondere Leistung ist es trotzdem. Die Angreiferin der DJK Rhenania Kleve ist damit auf dem besten Weg, die Torjägerkanone für alle, die vom kicker und von FUSSBALL.DE vergeben wird, in der Kreisliga zu gewinnen. "Das ist natürlich eines meiner Ziele in dieser Saison. Wenn ich weiterhin so regelmäßig treffe, ist das sicher möglich. Aber ich setze mich deswegen nicht unter Druck", sagt Wolters.
"Ich traue mir auch höherklassig zu"
Die 32-Jährige war noch nie zuvor in ihrer Karriere so torgefährlich. Das hat allerdings einen ganz einfachen Grund: "Bisher habe ich immer im defensiven Mittelfeld gespielt. Dann jedoch habe ich mir vor zwei Jahren zum zweiten Mal das Kreuzband gerissen. Danach wollte ich eigentlich Schluss machen mit dem Fußball. Aber das hat nicht funktioniert, weil ich diesen Sport zu sehr liebe und ich schnell gemerkt habe, dass mir ohne den Fußball und die Gemeinschaft in der Kabine etwas fehlt. Ich habe mich dann überreden lassen, weiterzumachen – damals aber nur unter der Bedingung, dass ich im Sturm spielen kann."
"Ich habe eine kleine Tochter und bin alleinerziehend - da ist die gesamte Organisation eine ziemliche Herausforderung"
Rückblickend war das sicher keine ganz schlechte Entscheidung, wenn man ihre Quote vor allem in dieser Saison als Grundlage nimmt. In einem Spiel sind ihr sogar sieben Treffer gelungen – obwohl sie nur 25 Minuten auf dem Platz stand. "Das war ich etwas sauer auf den Trainer, weil ich gerne weitergespielt und mehr Tore gemacht hatte. Aber das ist Vergangenheit", sagt Wolters und muss lachen. "Insgesamt läuft es wirklich gut und macht mir großen Spaß. Wir haben eine tolle Truppe zusammen. Bei uns ist es genauso, wie es im Amateurfußball sein sollte. Wir halten zusammen und unternehmen auch außerhalb des Platzes regelmäßig etwas." Und weil das so ist, hat Wolters auch alle Anfragen anderer Vereine abgelehnt. Ein Wechsel kommt für sie derzeit nicht in Frage.
"Ich traue mir schon zu, auch höherklassig zu spielen", sagt Wolters. "Aber ich habe eine kleine Tochter und bin alleinerziehend - da ist die gesamte Organisation eine ziemliche Herausforderung. Zu den beiden Trainingseinheiten während der Woche beispielsweise schaffe ich es selten. Bei den Spielen versuche ich jedoch immer dabei zu sein. Das Schöne ist, dass dann immer jemand da ist, der sich während der 90 Minuten um meine Tochter kümmern kann." Die Siebenjährige ist übrigens auch schon dabei, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. Auch sie jagt bereits mit großer Begeisterung und Leidenschaft dem Ball hinterher.
Es ist kein Geheimnis, dass Wolters eigentlich viel zu gut ist für die Kreisliga. Seit elf Jahren ist sie in Deutschland, gebürtig kommt sie aus der Slowakei: "Ich spiele Fußball, seit ich laufen kann. In der Slowakei war Mädchen- und Frauenfußball natürlich nicht so verbreitet wie hier. Dort habe ich bei Vereinen in der ersten und zweiten Liga gespielt. Das Niveau ist allerdings natürlich überhaupt nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Trotzdem denke ich gerne an die Zeiten zurück.“ Inzwischen hat Wolters am Niederrhein ihren Lebensmittelpunkt gefunden. Hauptberuflich arbeitet sie als Masseurin in einer Praxis für Physiotherapie.
Perfektes Sturmduo
Wenn sie sonntags auf dem Platz steht, spielt das selbstverständlich keine Rolle. Da ist sie die Stürmerin, die immer weiter Tore machen möchte. "Aber das wird jede Woche komplizierter, weil die gegnerischen Mannschaften mich inzwischen sehr eng decken, teilweise mit zwei Spielerinnen", sagt Wolters. "Der Vorteil ist, dass dann meine Mitspielerinnen mehr Platz haben." Vor allem mit ihrer Stürmerkollegin Elaine Nelleßen bildet sie ein Team, das sich ziemlich perfekt ergänzt.
Dank der Wolters-Tore hat sich die DJK Rhenania Kleve in der Spitzengruppe der Kreisliga festgesetzt. Ist also sogar das Aufstieg in die Bezirksliga ein Thema? "Da gibt es innerhalb unserer Mannschaft verschiedenen Meinungen. Die einen würden gerne hochgehen, die anderen sind glücklich in der Kreisliga", berichtet Wolters. Und sie selbst? "Ich hatte nichts dagegen, den Aufstieg in die Bezirksliga ins Visier zu nehmen." Auch auf die Gefahr hin, dass sie dann nicht mehr durchschnittlich drei Treffer pro Begegnung erzielt.