Erste Hilfe leisten wie Schiri Ittrich
Am vergangenen Bundesliga-Spieltag ließ insbesondere eine Szene vielen Zuschauern den Atem stocken. Beim Spiel des 1. FC Mainz 05 beim FC Bayern München blieb Gästespieler Joshua Guilavogui nach einem Zusammenprall regungslos auf dem Boden liegen. Schiedsrichter Ittrich erkannte die Gefahr und war sofort als Ersthelfer zur Stelle: "Wenn einer da so liegt, dann musst du halt schnell handeln", erklärte er nach dem Spiel. "Die Zunge war hinten drin, und wenn die wieder raus ist, dann fängst du wieder an zu atmen und bist auch wieder da."
Ittrichs Schlussfolgerung: "Stabile Seitenlage und Zunge rausgeholt - jeder sollte einen Erste-Hilfe-Kurs machen." Dieser Notfall überschattete den vergangenen Spieltag, derartige Situationen kommen im Fußball aber leider immer wieder vor. Deshalb ist es für alle Akteure wichtig zu wissen, wie sie bei Sportunfällen aller Art schnell und richtig reagieren. FUSSBALL.DE gibt einen Überblick.
Kopfverletzungen
Kopfverletzungen sind ein ernstes Thema und nicht umsonst auch bei den Profis noch stärker in den Fokus gerückt. Die UEFA hat im Winter 2021 daher ein Protokoll vorgegeben, das unter anderem vorsieht, die verletzten Spieler*innen nicht mehr selbst über eine Rückkehr auf den Platz entscheiden zu lassen. Dabei sollte die Behandlung auf dem Feld maximal drei Minuten andauern, ehe weitere Tests abseits des Platzes durchgeführt werden, die das medizinische Personal schließlich zu einer Entscheidung über die Einsatzfähigkeit des/der Verletzten bringen sollen. Atmung und Kreislauf müssen dabei streng überwacht werden. Schwindel, Übelkeit und ähnliche Symptome bis hin zur Bewusstlosigkeit sind Indikatoren für ein Schädel-Hirn-Trauma und sollten zu einer sofortigen Auswechslung des/der Spieler*in führen. Eine unmittelbare Behandlung bei einem Arzt und Nachsorge auch an den Folgetagen ist dringend anzuraten.
Achtsamkeit und Fair-Play
Auch wenn es im Fußball irgendwo dazugehört, Fouls zu ziehen und somit beispielsweise vielversprechende Freistoßsituationen herauszuholen, so sollte auch bei vermeintlich leichten Kontakten und Zusammenstößen eine gewisse Sensibilität für die Situation aufgebracht werden. Zwar liegt es offiziell im Ermessen des Schiedsrichters, die Schwere eines Unfalls zu beurteilen und das Spiel gegebenenfalls zu unterbrechen, doch das eigenständige "Ball-ins-Aus-Schießen" kann weiterhin dazu beitragen, schlimmere Verletzungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Auch bei Krämpfen sollte schnell gehandelt und nicht erst darauf gewartet werden, dass ein*e Spieler*in aus der Mannschaft des/der Krampfenden oder gar die medizinische Betreuung Abhilfe leistet. Bei allem sportlichen Ehrgeiz ist die Gesundheit letztendlich das oberste Gut und die Grundvoraussetzung dafür, dass überhaupt Fußball gespielt werden kann.
Für jede Verletzung die passende Versorgung
Wie in jeder anderen Sportart kommt es beim Fußball zu Verletzungen verschiedenster Art. Für Ersthelfer*innen gilt schon lange die "PECH"-Regel als universeller Leitfaden für das korrekte Verhalten bei Verletzungen und Sportunfällen. "PECH" steht für P ause, E is, C ompression, H ochlagern und soll vor allem dabei helfen, den ersten Schmerz zu lindern und den/die Verletzte zu beruhigen, um schließlich weitere Schritte einleiten zu können. Besonders bei Gelenk- und Muskelverletzungen ist diese Methode effektiv und hilft dabei, den Schaden möglichst gering zu halten. Doch was, wenn im Bein plötzlich eine offene Wunde klafft oder wenn es sich offensichtlich um eine Kopfverletzung handelt?
Offene Wunden
Wenige Faktoren assoziieren wir so unmittelbar mit einer Verletzung wie Blut. Gerade bei Kindern kann eine offene Wunde Panik auslösen und sollte entsprechend sensibel behandelt werden. Dabei ist es wichtig, zunächst nur die Wundränder und das Gebiet um die Wunde herum zu säubern. Der Rest reinigt sich durch die Blutung ganz natürlich. Deckt die Wunde keimfrei ab und lasst sie unter geeignetem Verbandmaterial oder einem Pflaster verschwinden - "aus den Augen, aus dem Sinn".
Prellungen und Knochenbrüche
Als Grundgerüst stellt das knöcherne Skelett die stabilste Struktur unseres Körpers dar. Bei Stauchungen, Prellungen und Brüchen kam es zuvor also meist zu heftigen Schlägen, die einen ebenso heftigen Schmerz auslösen. Eine genaue Diagnose ist in der Regel erst mit einem Röntgenbild möglich, weshalb der/die Betroffene unmittelbar nach dem Unfall ins Krankenhaus gebracht werden sollte. Um den Weg dahin bestmöglich zu überbrücken, ist die Anwendung der PECH-Regel empfohlen. Bei offenen Brüchen, wie im Fall Meyerhöfer, sollte allerdings kein Druck und schon gar kein Einrenkungsversuch vorgenommen werden. Die offene Stelle wird abgedeckt und ruhig gestellt, um einen Schock des/der Verletzten zu verhindern. In diesen Fällen sofort den Notarzt rufen.
Weitere Handlungsempfehlungen für diverse andere Verletzungen findet ihr in unserem Erste-Hilfe-Exkurs für Sportverletzungen. Um Verletzungen vorzubeugen, stellte DFB Training & Service außerdem einen ganzen Prophylaxe-Guide zum Thema Belastungssteuerung im Fußball in Zusammenarbeit mit Peloton zur Verfügung. Dort gibt unter anderem Simone Schubert, die Athletiktrainerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, einen Einblick in ihre Arbeit und den Einfluss auf die Gesundheit der Spieler*innen. Außerdem aus dem Bereich der Prävention kommen die neuen Empfehlungen der DFB-Kommission zum Kopfballspiel.