DJK Flörsheim II: Gleich 15-mal Kurtanovic

Sepp Herberger, legendärer Weltmeister-Trainer von 1954, prägte das Fußballzitat "Elf Freunde müsst ihr sein". Die zweite Mannschaft der DJK Flörsheim aus der Kreisliga D Maintaunus geht noch einen Schritt weiter. In dem erst im vergangenen Sommer gegründeten Team hat Spielertrainer Haris Kurtanovic neben seinen beiden Brüdern Kenan und Semir auch noch einige Cousins und einen Onkel um sich geschart. So tragen nicht weniger als 15 (!) Spieler des Teams den Nachnamen Kurtanovic.

"Schon als Kinder hatten wir in der Familie davon gesprochen, eines Tages in der gleichen Mannschaft spielen zu wollen", erinnert sich Haris Kurtanovic im FUSSBALL.DE -Gespräch an die Anfänge. "Das Thema kam dann auch im Gespräch mit meinem Kommilitonen Elion Xhaferi auf, der schon in der Regionalliga Südwest beim TSV Schott Mainz unter Vertrag stand. Und da dachten wir uns, dass wir nicht mehr nur davon reden, sondern die Sache auch in Angriff nehmen und einfach loslegen."

Man spricht Bosnisch

Nachdem er während seines Studiums im Bauingenieurswesen mit dem Fußball pausiert hatte, wandte sich Haris Kurtanovic mit der Idee an seinen früheren Klub DJK Flörsheim. "Dort haben sich die Verantwortlichen direkt offen gezeigt." Genug Leute zusammenzutrommeln, war dabei für den Trainer und Torhüter kein Problem. "Die Jungs waren schon nach einem Anruf direkt dabei und haben wiederum selbst bei Freunden angefragt. Das Ganze hat sich dann ein wenig verselbstständigt."

"Dass die Geschichte so viral geht, hätte ich garantiert nicht gedacht"

Gerade zu Beginn hatte die in diesem Ausmaß ungewöhnliche Konstellation für die einen oder anderen erstaunte Blicke und Schmunzler gesorgt. "Man hat schon die Reaktionen mitbekommen, wie zum Beispiel: Oh, da hat ein Spieler nicht Kurtanovic auf dem Rücken stehen, dann ist das ja gar nicht der Sponsor, sondern der Nachname." Wobei das mit dem Sponsor gleichzeitig doch stimmt. Zwei Cousins von Haris sind nämlich jeweils mit ihrem Unternehmen auf den Trikots der DJK vertreten.

Während der Vorbereitung kam es in einem Testspiel auch schon einmal vor, dass die komplette Startformation der DJK von Spielern mit dem Namen Kurtanovic aufgelaufen ist. "Als Trainer ist es nicht leicht zu entscheiden, wer von Beginn an spielt oder es in den Spieltagskader schafft. Es wird aber niemand böse, wenn er mal nicht spielen sollte", sieht der 26-Jährige Vorteile der familiären Verbindungen im Team. "Auch bei Fehlern werden die Teamkollegen nicht angemeckert. Wir haben ein sehr gutes Miteinander."

Haris Kurtanovic verrät: "Auf dem Platz unterhalten wir uns auf Bosnisch. Dadurch bekommen die Gegner unsere Absprachen nicht mit." Die Wurzeln der Familie Kurtanovic stammen aus Sandžak, einer grenzübergreifenden Region im Südwesten Serbiens und Nordosten Montenegros.

Mittlerweile ist der Name Kurtanovic aber längst nicht mehr nur im Kreis Maintaunus bekannt. "Ich war auf den Hessischen Rundfunk zugegangen, weil ich mir dachte, dass es nicht nur für uns etwas Besonderes ist, mit so vielen Familienmitgliedern zusammenzuspielen. Dass die Geschichte aber so viral geht, hätte ich garantiert nicht gedacht." Neben den Anfragen weiterer lokaler Medien wurde auch in Serbien, Luxemburg oder Frankreich über die DJK Flörsheim II berichtet.

Cousine mit Zweitspielrecht

Durch die in kurzer Zeit gestiegene Bekanntheit ist Haris Kurtanovic nun "schon von mehreren Spielern angesprochen worden, die sich uns anschließen wollen". Der Fokus soll aber weiterhin auf dem engen Kreis liegen. "Wir haben noch eine Cousine, die mit einem Zweitspielrecht für uns auflaufen könnte. Aber das ist derzeit ein Gedankenspiel und noch nicht konkret."

Für das aus Familienmitgliedern und Freunden bestehende Team geht es in der kommenden Saison voraussichtlich gleich zwei Spielklassen höher an den Start. Der Hintergrund: Die erste Mannschaft der DJK Flörsheim war zu Saisonbeginn wegen Spielermangels nicht in der Kreisliga A angetreten und steht damit als Absteiger in die Kreisliga B fest. Den Platz dort wird dann die zweite Mannschaft einnehmen.

"Wir haben auch das Zeug, um in der Kreisliga B vorne mitzuspielen", so der Spielertrainer. "Wir sind individuell sehr gut aufgestellt und haben Jungs dabei, die schon in der ersten kroatischen Liga oder zweiten bosnischen Spielklasse gespielt haben."

In die Winterpause der Kreisliga D gingen die Flörsheimer auf Rang zwei mit zwei Zählern Rückstand auf den SV Ruppertshain II. "Die Partien, in denen wir nicht als Sieger vom Platz gegangen sind, waren zu Saisonbeginn, als wir uns noch einspielen mussten", sagt Haris Kurtanovic. "Ich traue uns zu, dass wir die Saison noch als Meister beenden. Das ist auch unser Ziel." Eine große Familienfeier dürfte folgen.

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"Das Ganze hat sich ein wenig verselbstständigt": Kurtanovic mal 15 bei der DJK Flörsheim II.

Autor*in
Autor/-in: Dominik Dittmar/MSPW