D-Junioren-Coach Plettl: Gleichauf mit Funkel
Als das Fachmagazin kicker vor wenigen Tagen das Ergebnis der Wahlen zum "Fußballer des Jahres" und zum "Trainer des Jahres" bekanntgab, dürften sich aufmerksame Beobachter verwundert die Augen gerieben haben. Nicht etwa, weil sich Real Madrids Champions-League-Sieger Toni Kroos (285 Stimmen) sowie Bayer 04 Leverkusens Doubletrainer Xabi Alonso (503) souverän die beiden begehrten Titel sicherten.
Vielmehr tauchte in der Liste der insgesamt nur 23 Trainer, die bei der Wahl durch die im Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) organisierten Fachleute mindestens eine Stimme erhielten, auch ein D-Junioren-Trainer aus Niederbayern auf: Michael Plettl (48), der bis zum Ende der abgelaufenen Saison die U 13 der Spielgemeinschaft der Dorfklubs ASV Ortenburg, DJK Dorfbach und SV Haarbach mit großem Erfolg betreute. FUSSBALL.DE kennt die Hintergründe.
Meistertitel und zwei Pokalsiege eingefahren
Dass Michael Plettl einen Preis für seine Trainertätigkeit durchaus verdient hätte, lässt sich nicht abstreiten. Während Leverkusens Meister- und Pokalsieger-Trainer Xabi Alonso durch die bittere 0:3-Finalniederlage in Dublin gegen Atalanta Bergamo den Gewinn der Europa League und damit einen weiteren möglichen Titel verpasste, ließen Plettls D-Junioren nichts anbrennen und sicherten sich das Triple: Meister in der Kreisklasse Bad Griesbach sowie Sieger im Landkreis- und auch im Gemeindepokal.
"Die Jungs haben wirklich alles abgeräumt", sagt der Trainer, der hauptberuflich als Centerleiter in zwei Autohäusern tätig ist, nicht ohne Stolz im Gespräch mit FUSSBALL.DE . Schon in zwei Spielzeiten in der E-Jugend hatte Plettl den Jahrgang betreut und auch dort den Meistertitel eingefahren.
Sohn von Golf-Experte gehört zum Erfolgsteam
Dennoch hat die Tatsache, dass der langjährige Nachwuchstrainer plötzlich in der Liste der gewählten "Trainer des Jahres" beispielsweise auf Augenhöhe mit Frauen-Bundestrainer Horst Hrubesch, Holstein Kiels Aufstiegstrainer Marcel Rapp oder Kaiserslauterns Vize-Pokalsieger Friedhelm Funkel auftaucht (sie alle bekamen ebenfalls jeweils eine Stimme), nicht zuletzt einen familiären Hintergrund.
Der vor allem im Golfsport renommierte freie Journalist Thomas Kirmaier, der aktuell von den Olympischen Spielen in Paris berichtet, ist ein großer "Fan" des D-Junioren-Teams. Schließlich läuft sein Sohn Paul selbst im Mittelfeld für die Spielgemeinschaft auf und war auch an allen Erfolgen in der zurückliegenden Saison beteiligt. Die Hauptverantwortung für das optimale Abschneiden der Mannschaft liegt für Thomas Kirmaier allerdings wohl bei Michael Plettl, so dass er dessen Engagement - wie schon vor einem Jahr - erneut mit seiner Stimme honorierte. "Es ist für mich bei allem Augenzwinkern natürlich eine nette Anerkennung", sagt der Trainer.
FCN-Trikot als besonderes Abschiedsgeschenk
Und es ist gleichzeitig auch so etwas wie ein Abschiedsgeschenk, denn Michael Plettl hat seinen Trainerjob gerade abgegeben. Zum einen wird die Zeit aus beruflichen Gründen immer knapper. Zum anderen fehlt auch der persönliche und familiäre Bezug, die einst überhaupt seine Motivation war, Nachwuchstrainer zu werden. So begleitete Plettl früher seine eigenen drei Söhne in ihren letzten Nachwuchsjahren, die jetzt aber auch schon einige Zeit zurückliegen. Zwei Sprößlinge haben inzwischen mit dem Fußball aufgehört, einer kickt in Passau.
Dennoch fiel Michael Plettl der Abschied von "seinem" Team - ganz unabhängig von der Trainerwahl - sehr schwer. "Die Jungs sind mir über die Jahre ans Herz gewachsen", sagt der bekennende Anhänger des 1. FC Nürnberg, der als besonderes Geschenk ein von seinen Spielern signiertes FCN-Trikot überreicht bekam. "Mein größter Wunsch wäre es, wenn einer meiner Spieler eines Tages selbst für den Club auflaufen würde", gab der Trainer den talentierten Kickern aus dem Bezirk Niederbayern Ost mit auf den Weg.
Wäre er bei der Kür zum "Trainer des Jahres" stimmberechtigt gewesen, hätte Michael Plettl übrigens ebenfalls Xabi Alonso gewählt. "Allein schon dadurch, dass Bayer 04 Leverkusen die viel zu lange Meisterserie des FC Bayern München endlich beendet hat, ist diese Auszeichnung absolut verdient", betont Plettl - und fügt mit einem Grinsen hinzu: "Daran ändert in diesem Fall auch das verpasste Triple nichts."