Comeback in der Kreisliga A mit 81 Jahren!
Heinz Fücker, Edelfan und Ehrenmitglied bei der SpVgg Sötern, gab kürzlich sein Comeback in der Kreisliga A Blies/Nahe im nördlichen Saarland. Das Besondere: Der ehemalige Postbote ist 81 Jahre alt, aber immer noch topfit und ständig auf Achse. Im FUSSBALL.DE-Interview spricht der rüstige Rentner über sein künstliches Kniegelenk, seine Lieblingsposition und die Europameisterschaft in Deutschland.
FUSSBALL.DE: Im Alter von 81 Jahren hatten Sie beim Saisonfinale in der Kreisliga A Ihr Comeback für die erste Mannschaft der Spvgg Sötern gegeben. Wie kam es dazu, Herr Fücker?
Heinz Fücker: Personalmangel ist im Amateurfußball nichts Ungewöhnliches. Bei uns standen für die Partie gegen den FC Blau-Weiß St. Wendel II zunächst nur neun Spieler zur Verfügung. Viele andere waren an diesem Wochenende in Berlin, hatten sich dort das DFB-Pokalfinale zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Kaiserslautern angeschaut. Wir haben viele FCK-Fans im Verein.
Wie sehr war der Schiedsrichter überrascht, als er gesehen hatte, dass ein Spieler mit Geburtsjahr 1942 auf dem Spielberichtsbogen stand?
"Ich hatte ich schon die ganze Zeit darauf gelauert, dass der Trainer sich bei mir meldet."
Fücker: Der wusste bereits im Vorfeld Bescheid und kam schon grinsend an, als er mich gesehen hatte. Er hat auch den Gegner darüber informiert und gebeten, dass sie mit mir nicht ganz so hart in die Zweikämpfe gehen sollen.
Wie aufgeregt waren Sie, als Trainer Rico Costa bei Ihnen nachgefragt hatte, so Sie aushelfen können?
Fücker: Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich schon die ganze Zeit darauf gelauert, dass er sich bei mir meldet. Leider hat sich dann während des Spiels die Sohle an meinem Fußballschuh gelöst. Das passiert, wenn man die Schuhe jahrelang unbenutzt in der Sporttasche aufbewahrt. (lacht)
Beim Comeback kamen Sie zum vereinbarten Treffpunkt allerdings zu spät. Hatten Sie Selbstzweifel oder haben Sie die Jungs extra zappeln lassen?
Fücker: Ich wohne nur drei Minuten vom Sportplatz entfernt, habe mir deshalb ein wenig zu viel Zeit gelassen. Hinzu kam, dass die Partie etwas früher als sonst angepfiffen wurde. Die Jungs hatten wohl gedacht, dass ich kalte Füße bekomme.
Wie haben die um einige Jahrzehnte jüngeren Teamkollegen reagiert, als Sie mit gepackter Tasche in der Kabine standen?
Fücker: Alle kennen mich seit vielen Jahren, haben mich entsprechend freundlich begrüßt. Auch als Zuschauer wurde ich von den Jungs bereits öfter gefragt, ob ich mal aushelfen könnte. Mit 31 Jahren habe ich an jedem Wochenende drei Spiele für unseren Verein gemacht, mit 70 zumindest noch ab und an für die zweite Mannschaft gekickt. Ich war in meiner Karriere nie verletzt und mein Arzt meint, dass ich Knochen wie ein Stier habe. Obwohl ich jetzt mit einem künstlichen Kniegelenk spiele, spüre ich keine Behinderung.
Wie fielen die Reaktionen nach dem Spiel aus?
Fücker: Das war der helle Wahnsinn! Wir hatten doppelt so viele Zuschauer wie üblich bei uns auf der Platzanlage. Alle haben mich für meinen Einsatz gelobt. Ob die Leute für mich gekommen sind, weiß ich nicht genau. (lacht) Aber viele haben sich für mich gefreut.
Wie halten Sie sich fit, damit Sie mit den "jungen Wilden" mithalten können?
Fücker: Als ehemaliger Postbote bin ich es gewohnt, immer auf Achse zu sein. Ich habe weder geraucht, noch getrunken und bringe immer noch 75 Kilogramm auf die Waage - wie zu meinen besten Zeiten.
Ihre Einwechslung in der 85. Minute war auch ein Akt der Wertschätzung. Wie haben Sie Ihren Einsatz empfunden?
Fücker: Die paar Minuten waren viel zu wenig. Sollte ich noch einmal spielen, dann will ich in der Abwehr eingesetzt werden. Dort habe ich immer gespielt und helfe der Mannschaft am meisten. Trotz meiner Größe von 1,63 Meter bin ich noch sehr kopfballstark. Ich spiele, so lange ich kann, möchte meine Karriere erst mit 85 Jahren beenden.
Wie sehr hat sich der Fußball gegenüber Ihrer aktiven Zeit verändert?
Fücker: Ich habe früher als Rechtsverteidiger zwei Klassen höher gespielt. Bei den jungen Leuten vermisse ich heute oft den Ehrgeiz und die Leidenschaft.
Zum Abschluss: Wer ist für Sie der große Favorit auf den EM-Titel?
Fücker: Deutschland hat aus meiner Sicht ganz gute Chancen. Allerdings müssen die Spieler ihre Chancen noch besser nutzen und nicht erst dann schießen, wenn sie schon direkt vor dem Torhüter stehen. Jamal Musiala hat es gegen Dänemark genau richtig gemacht, den Keeper ausgeguckt und platziert abgeschlossen.