"Bonns Beste" zurück am Start

Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Gewinns der Deutschen Meisterschaft 1975 im kommenden Jahr gründet der Bonner SC aus der Mittelrheinliga wieder ein Frauenfußball-Team. Die Planungen des Vereins laufen derzeit auf Hochtouren, um bereits zur kommenden Saison 2024/2025 mit einer konkurrenzfähigen Mannschaft in der Kreisliga A an den Start gehen zu können - nach einer Unterbrechung von mehr als 40 Jahren.

"Wir wurden von sehr vielen Menschen im Umkreis angesprochen, warum der Bonner SC keine Frauen- und Mädchenmannschaft mehr hat", erklärt Deniz Bakir, der seit Januar 2022 als Sportlicher Leiter für die BSC-Jugendabteilung zuständig ist, gegenüber FUSSBALL.DE . Der 58-Jährige kennt sich im Frauen- und Mädchenfußball bestens aus, hat viele Jahre für den SC 13 Bad Neuenahr und später für den 1. FC Köln als Juniorinnen-Trainer gearbeitet.

"Ambitionierten Frauenfußball anbieten"

Im Oktober des vergangenen Jahres besprachen Bakir, der Vorstandsvorsitzende Dirk Mazurkiewicz sowie die Aufsichtsratsmitglieder Jürgen Harder (Sponsoring & Marketing, Finanzen) und Dieter Merkens (Recht) die Idee zur "Wiederbelebung" eines Frauenteams bei einem Spiel der Männermannschaft im Sportpark Nord und machten dann Nägel mit Köpfen. Vor dem Hintergrund des Jubiläums, das im Sommer 2025 groß gefeiert werden soll, sei nun der richtige Zeitpunkt gekommen. "Alle im Verein fanden die Idee vom Neuanfang unseres Frauenteams super, haben uns sofort unterstützt", zeigt sich Bakir vom Engagement aller Beteiligten begeistert.

"Wir treten mit einer großen Historie an und sind professionell aufgestellt"

"Wir treten mit einer großen Historie an und sind - wie der gesamte Verein - professionell aufgestellt. Unser Ziel ist es, wieder ambitionierten Frauenfußball anzubieten", sagt Vorstandsmitglied Sandro Heinemann. Vor dem Hintergrund des Jubiläums, das im Sommer 2025 groß gefeiert werden soll, sei nun der richtige Zeitpunkt gekommen. "Jetzt können wir endlich unseren großen Traum umsetzen und die glorreiche Frauenmannschaft wieder aufstellen. Nicht nur dank der vielen ehrenamtlichen Helferinnen, sondern auch wegen der Bonner Unternehmen und Privatpersonen, die unseren Spielbetrieb für die nächsten Jahre finanziell absichern", ergänzt Heinemann.

Damit finde der Prozess der gesellschaftlichen Neuausrichtung und Modernisierung des Vereins eine Fortsetzung. "Wir haben den BSC in den zurückliegenden Jahren umfangreich modernisiert und neu aufgestellt sowie eine professionelle Infrastruktur geschaffen. Zugleich verfolgen wir eine zukunftsorientierte Strategie", sagt Vorstandsvorsitzender Dirk Mazurkiewicz. Im zweiten Jahr soll dann auch schon die Einführung einer U 17-Mädchenmannschaft als nächster Schritt folgen.

Finalsieg gegen FC Bayern

Frauenfußball besitzt beim Bonner SC eine große Tradition. Die Idee, eine eigene Abteilung zu gründen, wurde erstmals im Jahr 1957 auf einer Mitgliederversammlung der Tura Bonn, eines der beiden Vorläufervereine des BSC, entschieden. Als der DFB am 31. Oktober 1970 das Frauenfußballverbot aufhob, indem er den Spielbetrieb auf Landesverbandsebene freigab, baute der BSC noch im gleichen Jahr eine konkurrenzfähige Frauenmannschaft auf, die vom ehemaligen Bonner Spieler Willi Krahe betreut wurde.

Nach dem Beschluss zur Einführung einer deutschen Fußballmeisterschaft der Frauen traten die BSC-Frauen 1974 als Vertreter des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM) an und verloren erst im Halbfinale gegen den späteren Deutschen Meister TuS Wörrstadt. Ein Jahr später nahm der BSC nach erfolgreicher Vorrunde mit einem 4:0 gegen Wörrstadt erfolgreich Revanche und zog ins Endspiel gegen den FC Bayern München ein. Vor etwa 2500 Zuschauer*innen im Stadion Pennenfeld sicherten sich die Bonner Favoritinnen durch die Tore von Spielertrainerin Anne Trabant-Haarbach sowie der trickreichen jamaikanischen Spitzenspielerin Beverly Ranger, die als zweite Frau in der Geschichte der ARD-Sportschau mit dem "Tor des Monats" ausgezeichnet wurde, und von Charlotte Nüsser (2) zum 4:2-Finalsieg die Deutsche Meisterschaft 1975.

Nur ein Jahr nach dem Triumph wechselten bereits mit Beverly Ranger, Erika Neuenfeldt und vor allem der späteren Nationalspielerin Anne Trabant-Haarbach allerdings entscheidende Leistungsträgerinnen zur SSG 09 Bergisch Gladbach. Dort leiteten sie unter der Regie von (Spieler-)Trainerin Trabant-Haarbach eine Ära ein, die mit dem Titelgewinn 1977 begann und bis 1989 zu insgesamt neun Deutschen Meisterschaften und drei Siegen im DFB-Pokal führen sollte. In Bonn dagegen sank wegen der ausbleibenden Erfolge das Interesse schnell und nach der Saison 1981/1982 löste sich das Team auf.

Seitdem gab es unter dem Dach des BSC keinen Frauenfußball mehr. Zur neuen Saison aber will der Verein in der Kreisliga A unter dem Motto "Bonns Beste" wieder an den Start gehen. Kurz- und auch mittelfristig soll eine konkurrenzfähige Mannschaft aufgeboten werden, um die Bedeutung des Frauenfußballs im Verein wieder zu manifestieren. Für die Kaderplanung zeichnen Deniz Bakir, "Anni" Schmitz und der künftige Trainer Luis Spitta verantwortlich. Spitta und Bakir kennen sich bereits seit 2010. "Nach meiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer hatte ich Louis als Spieler beim Bezirksligisten 1. JFC Brüser Berg trainiert", berichtet Bakir. Der gebürtige Brasilianer Spitta ist beim BSC aktuell in der Jugendabteilung als Individualtrainer tätig und betreut nebenbei noch die Männermannschaft der Sportfreunde Ippendorf in der Kreisliga A.

40 Spielerinnen beim Sichtungstraining

Um ein möglichst schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen, hat der Bonner SC zahlreiche Spielerinnen für den 13. und 20. März zum Sichtungstraining eingeladen. "Wir werden an beiden Terminen jeweils 20 Spielerinnen trainieren, wobei die Zahl nach oben noch steigen kann", sagt Bakir. "Die meisten Frauen, die zu uns kommen, haben bereits höherklassig gespielt, wollen uns bei unserem Projekt unterstützen. Wir werden für die Kreisliga A eine sehr starke Mannschaft zusammenstellen. Unser Ziel ist der sofortige Aufstieg in die Bezirksliga", gibt Bakir die Marschrichtung vor.

Dreimal pro Woche soll jeweils montags, mittwochs und freitags auf der Jugendanlage an der Josefshöhe trainiert werden, um die ambitionierten Ziele zu erreichen. "Wir können dem neuen Team optimale Voraussetzungen bieten", betont Bakir. Diese Kompetenz soll durch weitere Personen wie Co-Trainerin, Betreuer, Physio, medizinische Betreuung und Torwart-Trainer erweitert werden. "Der Etat des Teams ist für die ersten beiden Spielzeiten bereits gedeckt und sorgt für die Möglichkeit, mittelfristig in höhere Spielklassen vorzudringen, ohne sich zu verschulden oder in wirtschaftliche Probleme zu gelangen. Der Weg soll - in alter Tradition - nach oben führen", will nicht nur Deniz Bakir an glorreiche Zeiten anknüpfen.

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Neugründungsteam des Bonner SC: "Der Weg soll - in alter Tradition - nach oben führen."

Autor*in
Autor/-in: Peter Haidinger/MSPW